[56] Blinddarmentzündung, eine selten vom Blinddarm (Typhlitis), meist von dessen wurmförmigem Anhang, dem Wurmfortsatz (appendix), ausgehende Entzündung (Appendicitis, Perityphlitis). Gewöhnlich greifen entzündliche, häufig mit Geschwürsbildung einhergehende Schleimhauterkrankungen des Wurmfortsatzes durch dessen Wand auf den Bauchfellüberzug desselben, oft auch auf das hinter dem Blinddarm gelegene Zellgewebe (Paratyphlitis) über und führen hier zur Bildung entzündlicher Ausschwitzungen und Eiterungen. Die ursprüngliche Schleimhauterkrankung wird sehr häufig durch Kotsteine verursacht, die sich aus eingedicktem Kot oder durch Niederschläge auf Fremdkörper (z. B. Haare) im Wurmfortsatz bilden und durch Druck unter Mit wirkung der stets vorhandenen Bakterien die Schleimhaut zum geschwürigen Zerfall, oft bis zum Durchbruch, veranlassen. Der weitverbreitete Glaube, daß verschluckte Kirschkerne zu B. führen können, ist grundlos, da solche wegen ihrer Größe nicht in den Blinddarm eindringen können. Meistens, nicht immer, beginnt die Krankheit langsam genug, daß eine Verklebung des entzündeten Bauchfellüberzugs mit den benachbarten Darmschlingen erfolgen kann, dadurch wird einer tödlichen Verbreitung der Entzündung auf das ganze Bauchfell vorgebeugt. Die entzündlichen Ausschwitzungen können nun aufgesaugt werden, womit Heilung eintritt. Entstandener Eiter kann von narbigem Gewebe abgekapselt und allmählich eingedickt werden. Oft treten hierbei Rückfälle auf. Der Eiter kann ferner in die Nachbarschaft durchbrechen, z. B. in den Darm, durch die Haut nach außen mit schließlicher Heilung, oder in die Bauchhöhle mit tödlicher Bauchfellentzündung. Die B. beginnt meist mit Schmerz in der rechten untern Bauchgegend, häufig folgt Erbrechen, meistens herrscht Verstopfung. Unter geringem Fieber tritt nun eine sehr druckempfindliche, undeutlich begrenzte, leicht angeschwollene Verhärtung in der Blinddarmgegend auf. Der weitere Verlauf kann ein schleichender, aber auch sehr stürmischer sein. Behandlung: Wer Schmerzen in der rechten Bauchseite hat, befrage den Arzt. Abführmittel sind trotz bestehender Verstopfung zu vermeiden. Für die größere Mehrzahl der Fälle reicht strengste körperliche Ruhe, völlige Nahrungsenthaltung, Ruhigstellung des Darmes durch Opium zur Heilung aus. Häufig jedoch wird chirurgische Behandlung (Einschnitt, Euerentfernung, Entfernung des Wurmfortsatzes) notwendig und von lebensrettender Bedeutung. Die trefflichen Erfolge der Chirurgie haben die Forderung veranlaßt, alle oder die Mehrzahl der Fälle von B. zu operieren, doch wird dies von den meisten Ärzten als zu weitgehend abgelehnt. Die Sterblichkeit bei B. beträgt 510 Proz. Die einfache Typhlitis (s. oben) ist eine harmlose, meist auf Kotstauung beruhende und durch Abführmittel leicht zu beseitigende Erkrankung.