Blumenbach

[74] Blumenbach, Johann Friedrich, Naturforscher, geb. 11. Mai 1752 in Gotha, gest. 22. Jan. 1840, studierte in Jena und Göttingen, wurde hier 1776 Professor der Medizin, hielt fast 60 Jahre hindurch seine von Zuhörern aller Nationen besuchten Vorlesungen über Naturgeschichte, vergleichende Anatomie, Physiologie und Geschichte der Medizin und wurde als der Magister Germaniae von den Freunden der Naturkunde gefeiert. Er erhob die Zoologie in Deutschland zuerst zu wissenschaftlicher Bedeutung, indem er sie noch vor Cuvier (seit 1785) in Verbindung mit der vergleichenden Anatomie brachte und dadurch klare Anschauungen und feste Begriffe vom Wesen und von der Verwandtschaft der Tiere vermittelte. Sein »Handbuch der Naturgeschichte« (Götting. 1780) erlebte bis 1830 zwölf Auflagen. Seine Abhandlung »Über den Bildungstrieb und das Zeugungsgeschäft« (Götting. 1781, 3. Aufl. 1791) sowie seine »Institutiones physiologicae« (das. 1787, 4. Aufl. 1821; deutsch von Eyerel, Wien 1789 u. 1795) gaben vielfache neue Anregungen. Er war der Begründer der vergleichenden Anatomie in Deutschland. Sein »Handbuch der vergleichenden Anatomie und Physiologie« (Götting. 1804, 3. Aufl. 1824) ist beinahe in alle Sprachen Europas übersetzt worden. Seine Doktordisputation »De generis humani varietate nativa« (Götting. 1775, 4. Aufl. 1795; deutsch von Gruber, Leipz. 1795) leitete den Kampf über die Arteinheit und Abstammung des Menschengeschlechts von Einem Paar ein. Seine weltberühmte Schädelsammlung gab den Stoff zu den Abbildungen von Rasseschädeln in der »Collectio craniorum diversarum gentium« (Götting. 1790–1828, 7 Dekaden) und einer »Nova pentas collectionis suae craniorum« (das. 1828; neu hrsg. von H. v. Ihering, Wien 1873) Höchst wertvolle anatomische und physiologische Beobachtungen[74] enthalten die »Kleinern Schriften zur vergleichenden Physiologie, Anatomie und Naturgeschichte« (übersetzt von Gruber, Leipz. 1805); die »Beiträge zur Naturgeschichte« (Götting. 1806 u. 1811, 2 Bde.); die »Medizinische Bibliothek« (das. 1793–1795, 3 Bde.); die »Geschichte und Beschreibung der Knochen des menschlichen Körpers« (das. 1786, 2. Aufl. 1807). Vgl. Marx, Andenken an B. (Götting. 1840); »Göttinger Professoren« (anonym, Gotha 1872).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 74-75.
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