[104] Bocage, Manoel Maria Barbosa du, portug. Dichter, geb. 15. Sept. 1765 in Setubal, gest. 21. Dez. 1805, trat in den Marinedienst, wurde 1785 von dem Minister der Marine, den er durch eine spitzige Antwort beleidigt hatte, nach Goa verwiesen, kam 1788 nach Macao und kehrte erst 1790, aus dem Militärdienst entlassen, nach Portugal zurück. Von nun an widmete er sich ganz dem Dienste der Musen, wurde eins der angesehensten Mitglieder des Dichterbundes Segunda Arcadia und erlangte namentlich in der Improvisation eine bewundernswürdige Fertigkeit. Von den Prinzipien der französischen Revolution begeistert, bereitete sich B. durch seine freien, rücksichtslos geäußerten Ansichten viele Feinde. Infolge einer philosophischen Epistel à la Voltaire, »Verdades duras«, in der er die Unsterblichkeit der Seele leugnete, wurde er 1797 auf Befehl der Inquisition verhaftet, erhielt im nächsten Jahre durch den Einfluß des Herzogs von Lafões und des Marquis von Pombal seine Freiheit wieder, mußte sich aber verpflichten, gute Werke fremder Literaturen zu übersetzen (Delille, Florian etc.) und die politische Schriftstellerei aufzugeben. 1802 wurde er als Freimaurer in Untersuchung gezogen. B. ist einer der populärsten neuern Dichter Portugals, dessen Sonette zu den schönsten gehören, die in portugiesischer Sprache gedichtet wurden. Daß viele der »Poesias eroticas« äußerst frivol sind, läßt sich jedoch nicht leugnen. Ausgaben seiner Werke erschienen oft, zuerst 1791 (»Rimas«), neuerdings als »Obras poeticas« von I. da Silva besorgt (Lissab. 185357, 6 Bde.) und von Th. Braga (Porto 1876, 7 Bde.). Vgl. Braga, B. Sua vida e epoca litteraria (Porto 1902). Bocages Schüler und Nachfolger, nach seinem arkadischen Namen Elmanistas genannt, bilden den Übergang zur nationalen Dichterschule Almeida-Garretts.