Bohlen

[144] Bohlen, Peter von, Orientalist, einer der Pioniere des Sanskritstudiums in Deutschland, geb. 13. März 1796 zu Wüppets in Oldenburg als Sohn eines armen Bauern, des Abkömmlings einer verarmten adligen Seitenlinie, gest. 6. Febr. 1840 in Halle, machte als Schneidergeselle, Diener und Kommis eine harte, aber durch die Teilnahme und Unterstützung edler Freunde erhellte Jugend durch, bis er sich durch metrische Übersetzungen und eigne poetische Versuche den Eintritt in das Hamburger Johanneum verschaffte (1817). B. absolvierte hier einen vierjährigen Schulkursus, bezog 1821 die Universität Halle, dann, vom preußischen Ministerium unterstützt, 1822 bis 1824 die Universität Bonn, um Arabisch und Sanskrit zu studieren. Nachdem er noch in Berlin ein Semester Bopps Unterricht genossen hatte, habilitierte er sich 1825 zu Königsberg, wurde 1826 außerordentlicher, 1828 ordentlicher Professor der orientalischen Literatur und entfaltete eine bedeutende Lehrtätigkeit auf dem Gebiete der orientalischen Sprachen. Sein bekanntestes Buch ist »Das alte Indien« (Königsberg 1830, 2 Bde.), das zwar durch neuere Forschungen fast ganz antiquiert ist, aber in seiner Zeit höchst anregend wirkte. Außerdem gab er zwei Sanskritdichtungen mit metrischer Übersetzung heraus: »Bhartriharis Sententiae« (Leipz. 1833 u. Hamb. 1835) u. »Ritusanhâra, id est Tempestatum cyclus« (Leipz. 1840). Von seinen kleinern Arbeiten sind hervorzuheben: »Über den Ursprung der Zendsprache« (Königsb. 1831) und eine »Vergleichung des Litauischen mit dem Sanskrit« (1830). Seit 1839 wohnte er in Halle. Seine »Autobiographie« wurde von J. Voigt (2. Aufl., Königsb. 1842) herausgegeben.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 144.
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