Bonghi

[201] Bonghi, Ruggero, ital. Gelehrter und Politiker, geb. 21. März 1826 in Neapel, gest. 22. Okt. 1895 in Torre del Greco, gab früh (1847) Übersetzungen des »Philebos« von Platon und der Abhandlung »Über das Schöne« von Plotinus heraus und nahm an den Vorgängen 1847–49 zu Neapel Anteil. Nach der Niederwerfung der Revolution lebte er in Toskana, dann bis 1859 in Piemont, vorzugsweise mit philosophischen Studien beschäftigt, deren Frucht seine Übersetzung der »Metaphysik« des Aristoteles (Turin 1857) und der Werke Platons war. Auch das wichtige Schriftchen »Lettere critiche sul perchè la letteratura italiana non è popolare in Italia« (3. Aufl., Mail. 1873) entstand damals. Einen Lehrstuhl der Philosophie an der Universität Pavia nahm er erst 1859 von der italienischen Regierung an, trat jedoch schon 1860 zurück und wurde Generalsekretär des Statthalters Farini von Neapel. 1864 wurde er an der Universität zu Turin Professor der griechischen Sprache, 1865 Professor der lateinischen Literatur zu Florenz, 1867 Professor der alten Geschichte an der Akademie zu Mailand und 1870 an der Universität zu Rom. Seit 1860 Deputierter, ward er bald eins der einflußreichsten Mitglieder der altliberalen Partei und war vom Oktober 1874 bis zum März 1876 Unterrichtsminister im Ministerium Minghetti; das Lyzeum von Lucera trägt ihm zu Ehren seinen Namen. 1877 legte er seine Professur nieder und widmete sich ganz der politischen und schriftstellerischen Tätigkeit. Seit 1867 leitete er die Mailänder Zeitschrift »La Perseveranza«, seit 1872 die »Unità Nazionale« von Neapel, und 1881 begründete er die Zeitschrift »La Cultura«. Zahlreiche Aufsätze (darunter eine Zeitlang die politischen Monatsberichte) lieferte er für die »Nuova Antologia«. Von seinen Schriften sind bemerkenswert: »La vita e i tempi di Valentino Pasini« (1867); »Storia della finanza italiana 1864–1868« (1868); »Frati, papi e re; discussioni tre« (1873); »Discorsi e saggi sulla pubblica istruzione« (1877, 2 Bde.); »Pio IX e il papa futuro« (3. Aufl. 1877; deutsch, Wien 1878); »Leone XIII e l'Italia« (1878); »Ritratti contemporanei: Cavour, Bismarck, Thiers« (1878); »Disraeli e Gladstone« (1881); »Il congresso di Berlino« (1878); »La storia antica in Oriente e in Grecia« (2. Aufl. 1888); »Horae subsecivae« (1883); »Storia di Roma« (1884–96, 3 Bde.); »Arnaldo da Brescia« (1884); »Dialoghi di Platone« (Übersetzung und Kommentar, 1880–85, 5 Bde.); »Storia dell' Eoropa durante la rivoluzione francese, 1789 al 1795« (1890–94, 2 Bde.); »Vita di Gesù« (1890); »Le feste Romane« (1890; deutsch, Wien 1891).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 201.
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