[283] Bourgeois (spr. burschŭá), 1) Léon Victor Auguste, franz. Politiker, geb. 29. Mai 1851 in Paris, betrat die Beamtenlaufbahn. 1882 wurde er Präfekt, 1885 Direktor im Ministerium des Innern, 1887 Polizeipräfekt in Paris. Im Februar 1888 ward er von der republikanischen Partei im Marnedepartement zum Mitgliede der Deputiertenkammer erwählt, war 1888–89 unter Floquet Unterstaatssekretär im Ministerium des Innern und übernahm im März 1890 nach dem Rücktritt Constans' im Kabinett Tirard das Ministerium des Innern, dann unter Freycinet das des Unterrichts bis zum Februar 1892. Unter Loubet war er Justizminister bis März 1893, 1894 Präsident der Deputiertenkammer, 1895–96 Präsident eines radikalen Ministeriums, Juni bis Oktober 1898 wieder Unterrichtsminister im Kabinett Brisson. Seit 1899 war er der eifrigste Verteidiger des Kabinetts Waldeck-Rousseau in der Abgeordnetenkammer, zu deren Präsident er nach dem Rücktritte des Kabinetts 1. Juni 1902 von neuem ernannt wurde.
2) Emile, franz. Historiker, geb. 24. Juli 1857 in Paris, studierte an der Ecole des chartes und in Leipzig Geschichte und wurde 1885 Professor der Geschichte an der Fakultät in Lyon. Er schrieb: »La Constitution de Carthage« (1881); »Le capitulaire de Kiersy sur Oise, étude sur l'état et le régime carolingienne au IX. siècle« (1885); »Neuchâtel et la politique prussienneen Franche-Comté 1702–1713« (1887); »Sur les lois et la méthode de l'histoire« (1890); »Lettres intimes de J. M. Alberoni adressés au comte de Rocca« (1892); »Manuel historique de politique étrangère« (1893–98, 2 Bde., Bd. 1 in 2. Aufl. 1897); »L'enseignement secondaire selon le voeu de la France« (1900); »Ezéchiel Spanheim« (1900).
3) Auguste, Theaterdichter, s. Anicet-Bourgeois.