Spanheim

[648] Spanheim, 1) Ezechiel, Staatsmann und Rechtsgelehrter, geb. 18. Dez. 1629 in Genf, wo sein Vater Friedrich S. (gest. 1649 in Leiden) Professor der Theologie war, gest. 25. Nov. 1710 in London, seit 1651 Professor der Beredsamkeit in Genf und Mitglied des Großen Rats, wurde Erzieher der Söhne des Kurfürsten von der Pfalz, mit denen er Italien und Sizilien bereiste. 1665 kurpfälzischer und zugleich brandenburgischer Resident in England geworden, trat er ganz in brandenburgische Dienste, war 1680–89 außerordentlicher Gesandter in Paris und ward dann Staatsminister. Nach dem Frieden von Ryswyk wurde S. 1697 von neuem Gesandter in Paris und 1701 als Freiherr außerordentlicher Gesandter in London. S. war ein bedeutender Gelehrter und schrieb: »Dissertationes de usu et praestantia numismatum antiquorum« (beste Ausgabe, Lond. u. Amsterd. 1706–16, 2 Bde.); »Orbis romanus« (Lond. 1704, Halle 1728) u. a. Wegen der Erläuterungen sind seine Ausgaben des Julianus (Leipz. 1696) und Kallimachos (Ui recht 1697, 2 Bde.) sowie die französische Übersetzung der »Imperatores« des Julianus (Par. 1683; beste Ausg., Amsterd. 1728) geschätzt. Auch lieferte er Kommentare zu mehreren Komödien des Aristophanes (Amsterd. 1710). Seine Bibliothek wurde von Friedrich I. angekauft und der königlichen Bibliothek in Berlin einverleibt.

2) Friedrich. Kirchenhistoriker, Bruder des vorigen, geb. 2. Mai 1632 in Genf, gest. 18. Mai 1701 in Leiden, 1656 Professor der Theologie in Heidelberg, 1670 in Leiden, hat sich als Polemiker und Forscher im Fach der Kirchengeschichte bekannt gemacht. Seine Werke erschienen in Leiden 1701–03 (3 Bde.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 648.
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