Brion, Friederike Elisabeth

[427] Brion, Friederike Elisabeth, als »Friederike von Sesenheim« durch ihr Verhältnis zu Goethe bekannt, war wahrscheinlich im April 1752 als die dritte Tochter des Pfarrers Johann Jakob B. in Niederrödern bei Selz im Elsaß geboren und starb in Meißenheim bei Lahr 3. April 1813. Sie siedelte mit ihren Eltern im Alter von acht Jahren (1760) nach Sesenheim bei Straßburg über und lernte Goethe in der ersten Hälfte des Oktober 1770 kennen, wo er als Straßburger Student mit seinem Freunde Weyland im Haus ihrer Eltern zum Besuch war. Das zwischen beiden sich entwickelnde Liebesverhältnis, das Goethe selbst in »Dichtung und Wahrheit« mit großer Kunst geschildert hat, dauerte bis in den August 1771, als Goethe Straßburg verließ. Friederike hatte nach seiner Abreise eine schwere Krankheit zu überstehen; dann wurde sie vom Dichter Reinhold Lenz (s.d.) mit leidenschaftlicher Liebe verfolgt. Goethe selbst sah Friederike noch einmal im September 1779, als er, auf der Reise nach der Schweiz begriffen, sie in Sesenheim besuchte. Sie blieb unvermählt. Froitzheims Versuch (Gotha 1893), ihren guten Ruf in Frage zu stellen, ist als gänzlich gescheitert zu betrachten. Das letzte Jahrzehnt ihres Lebens verbrachte sie im Hause ihrer an den Pfarrer Marx verheirateten ältern Schwester, Maria Salome (von Goethe »Olivia« genannt), erst zu Diersburg, seit 1805 zu Meißenheim. Ein einfacher Denkstein, von freiwilligen Beiträgen aus allen deutschen Gauen errichtet, schmückt seit 19. Aug. 1866 ihr Grab. Am 18. Juli 1880 wurde auf einer Anhöhe bei Sesenheim die in »Dichtung und Wahrheit« erwähnte Laube »Friederikens Ruhe« wiederhergestellt und feierlich eingeweiht. Vgl. Lucius, Fr. B. von Sessenheim (2. Aufl., Stuttg. 1878); Bielschowsky, Friederike B. (Bresl. 1880); Düntzer, Friederike von Sesenheim im Lichte der Wahrheit (Stuttg. 1893); Metz, Nochmals die Geschichte in Sesenheim (Hamb. 1894).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 427.
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