Buchweizen

[553] Buchweizen (Heidekorn, Heidegrütze, Haden, Gricken, Blende, Franzweizen, Fagopyrum Gärtn.), Gattung der Polygonazeen, ein- oder mehrjährige Pflanzen mit aufrechtem, meist verzweigtem Stengel, abwechselnden, dreieckigen oder herzförmigen gestielten Blättern, achselständigen, Scheintrauben bildenden Blütenwickeln, Zwitterblüten (s. Polygonazeen) und dreikantiger Frucht. Von den zwei Arten ist der gemeine B. (F. esculentum Mönch) einjährig, bis 60 cm hoch, mit rötlichweißen Blüten und dreikantigen, glänzend braunen Nüßchen, die den Bucheckern ähnlich sind (daher der Name B.). Er wächst auf magersten Sandfeldern bei einiger Frische, gedeiht daher gut im Heideland, in wolkenreicherer Gebirgsregion und in der feuchtern Luft von Norddeutschland. Man kultiviert B. zur Gewinnung der Samen, auch als Schutzfrucht für Klee und Luzerne, als Grünfutter und zur Gründüngung; die Blüte bietet den Bienen reichste Nahrung dar. Gutes Stroh gilt in der Fütterung dem Weizenstroh gleich. Vgl. Futterbau. Der tatarische oder sibirische B. (F. tataricum Gärtn.), mit herzpfeilförmigen Blättern, kleinen, grünlichen Blüten und an den Kanten buchtig gezahnten Nüßchen, ist im Ertrag sicherer; indes ist sein Korn dickschaliger, weniger ausgiebig u. nicht so wohlschmeckend wie das des gewöhnlichen Buchweizens, auch fällt es leicht aus. Man benutzt ihn deshalb meist nur als Grünfutter. Schottischer (silbergrauer) B. wird 1,5 m hoch, ist sehr blattreich und verdient auf besserm Boden den Vorzug vor den andern Sorten; Bienennahrung gewährt er hingegen nicht. Das Buchweizenkorn enthält bis 8 Proz. eiweißartige Stoffe und 45 Proz. Stärkemehl (vgl. die Tafeln »Futtermittel« und »Nahrungsmittel« nebst Tabellen). Man benutzt es hauptsächlich in Form von Grütze, auch zum Mästen von Schweinen und Geflügel. B. stammt wahrscheinlich aus China; im südlichen Rußland und Sibirien, vielleicht auch in Taurien kommt er wild vor, auch in Nordasien ist er sehr verbreitet, aber in Nordindien und Ceylon, wo seine Kultur noch sehr jung ist, nur auf geringe Strecken beschränkt. Man baut ihn viel im nördlichen China und in Japan. Der B. war den Alten nicht bekannt; er soll nicht lange vor 1530 nach Europa gekommen sein, aber Hieronymus Tragus gab 1546 bereits eine genauere Beschreibung der Pflanze, woraus man wohl auf eine ältere Einführung schließen darf. Die früheste Erwähnung des Buchweizens findet sich in Registern des mecklenburgischen Amtes Gadebusch von 1436. Der B. dürfte zuerst am Mittelmeer bekannt und von dort durch die Sarazenen weiter verbreitet worden sein, wofür die französische Bezeichnung blé sarrasin spricht. Zu Ende des 16. Jahrh. bildete er schon ein ziemlich allgemeines Nahrungsmittel der Armen in manchen Gegenden Frankreichs. Gegenwärtig wird er in ganz Europa (im Süden nur wenig), nördlich bis zum Hof Dönaes im Nordland unter 66° nördl Br. kultiviert, namentlich in der Lüneburger Heide, im Bremischen, in Flandern, in der Bretagne, aber auch in Nordamerika. Der tatarische B. aus Sibirien kam im[553] 18. Jahrh. durch deutsche Botaniker nach Petersburg, von wo aus er über Europa verbreitet wurde.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 553-554.
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