[874] Champollion (spr. schangpolljóng), 1) Jean Jacques C.-Figeac, franz. Altertumsforscher, geb. 5. Okt. 1778 in Figeac (Lot), gest. 9. Mai 1867 in Paris, wurde nach Beendigung seiner Studien Bibliothekar, dann Professor des Griechischen zu Grenoble. 1828 kam er als Konservator der Manuskripte an die königliche Bibliothek zu Paris und ward 1848 Bibliothekar in Fontainebleau. Zugleich bekleidete er eine Professur an der Ecole des chartes. C. veröffentlichte zuerst eine Reihe von Schriften über heimische Altertümer, wendete sich aber später, angeregt[874] durch seinen Bruder, vorzugsweise der ägyptischen Altertumskunde und zwar den griechischen Dokumenten in Ägypten zu. Ein Ergebnis seiner Studien waren die »Annales des Lagides« (Par. 1819; »Supplément«, 1821), die vom Institut gekrönt wurden, und denen später die Werke »I, 'Egypte ancienne et moderne« (1840) und »L'écriture démotique égyptienne« (1843) folgten. Außerdem veröffentlichte C.: »Traité élémentaire d'archéologie« (2. Aufl. 1843, 2 Bde.); »Histoire des peuples anciens et modernes, l'Asie centrale, l'Inde et la Chine« (1857); »Le palais de Fontainebleau, ses origines, son histoire artistique et politique« (1867); »Documents paléographique relatifs à l'histoire des beaux-arts et des belles-lettres pendant le moyen-âge« (1868). Nach Handschriften und Originalzeichnungen der königlichen Bibliothek gab er heraus: »Les tournois du roi René« (1827 bis 1828); »Ystoire de li Normant et Chronique de Robert Guiscart, par Aimé, moine du Mont Cassin« (1835) sowie »Chartes latines sur papyrus dd VI. siècle« (1837).
2) Jean François, le jeune (der jüngere), franz. Gelehrter, Begründer der Ägyptologie, Bruder des vorigen, geb. 23. Dez. 1790 in Figeac, gest. 4. März 1832 in Paris, erhielt seine Bildung in Grenoble, begab sich zur Fortsetzung seiner hier begonnenen ägyptologischen Studien 1807 nach Paris und wurde 1809 Professor der Geschichte an der Universität zu Grenoble. Schon hatte er durch sein Werk »L'Egypte sous les Pharons« (Par. 1814, 3 Bde.) den Grund zu seinem schriftstellerischen Ruf gelegt, als er 1815 als Bonapartist seines Lehramtes entsetzt wurde. 1817 kehrte er nach Grenoble zurück und erhielt von neuem eine Professur, doch wurde er 1821 von neuem aus seinem Amt entfernt und wandte sich nach Paris, wo er auf Grund der ihm 1822 geglückten Entzifferung der Hieroglyphen vom König den Auftrag erhielt, 182426 Italien und, nachdem er 1826 Konservator der ägyptischen Sammlungen geworden war, 182830 in Begleitung von Zeichnern und Architekten Ägypten zu bereisen. Nach seiner Rückkehr 1830 erfolgte seine Aufnahme in die Akademie der Inschriften, und 1831 ward für ihn ein ägyptischer Lehrstuhl am College de France gegründet. Seine reichen Sammlungen selbst zu verwerten und zu veröffentlichen, war ihm nicht vergönnt. Außer dem Erwähnten schrieb C.: »De l'écriture hiératique des anciens Égyptiens« (Grenoble 1821); »Lettre á M. Dacier, relative à l'alphabet des hiéroglyphes phonétiques« (Par. 1822) und »Précis du systéme hiéroglyphique des anciens Égyptiens« (das. 1824, 2. Aufl. 1828), worin er bewies, daß die Hieroglyphen z. T. phonetische nder alphabetische Zeichen seien; »Panthéon égyptien« (1823), mit Abbildungen ägyptischer Gottheiten aus den Papyrusrollen und Bemerkungen über deren ägyptische Benennungen; »Lettres à M. le duc de Blacas relatives au musée royal égyptien de Turin« (18241826, 2 Bde.). Nach Champollions Tod erschienen: »Lettres écrites d'Égyte et de Nubie« (1833, neue Ausg. 1867; deutsch, Quedlinb. 1835). Seine hinterlassenen Manuskripte füllten über 2000 Seiten und wurden für 50,000 Frank von der königlichen Bibliothek zu Paris angekauft. Daraus wurden veröffentlicht: »Grammaire égyptienne« (193641, 3 Bde.) und »Monuments de l'Egypte et de la Nubie d'après les dessins exécutés sur les lieux sous la direction de C.« (183545, 5 Bde.); »Dictionnaire égyptienen écriture hiéroglyphique« (184244); endlich die »Monuments de l'Egypte et de la Nubic, notices descriptives conformes aux manuscrits autographes redigés sur les lieux« (1844), deren Herausgabe später unter der Leitung de Rougès fortgesetzt und beendigt wurde. Vgl. Aimé Champollion- Figeac (Sohn von C. 1, geb. 1813 in Grenoble, gest. 20. März 1894, ebenfalls Altertums- und Geschichtsforscher), Les deux C., leur vie et leurs œuvres (Grenoble 1887). Über Champollions Stellung in der Geschichte seines Faches s. Hieroglyphen.