Claudĭus [2]

[180] Claudĭus, 1) Tiberius C. Nero, röm. Kaiser, s. Tiberius.

2) Tiberius C. Nero Germanicus, der vierte röm. Kaiser (41–54 n. Chr.), geb. 10 v. Chr. in Lugdunum (Lyon) als Sohn von des Augustus Stiefsohn Drusus und der Antonia II., Neffe des Kaisers Tiberius, wurde, weil geistig schwach, von Augustus und Tiberius zurückgesetzt, erst von Caligula zu hohen Ämtern befördert und nach dessen Tod als Bruder des einst gefeierten Germanicus von den Prätorianern zum Kaiser (Tiberius C. Cäsar Augustus Germaniens) ausgerufen, was der Senat genehmigen mußte. C., nicht zum Herrschen erzogen, war frühzeitig gelehrten Studien zugeführt worden, behielt diese Vorliebe, die er durch mehrere gelehrte, meist historische Werke betätigte, und bereicherte das lateinische Alphabet um drei neue Buchstaben, die freilich seine Regierung nicht überdauert haben. Infolge seines linkischen Wesens, seines körperlichen Ungeschicks und der Schwäche seines Charakters entbehrte sein ganzes Auftreten alles Ansehens; nach einem Besseres versprechenden Anfang rissen seine Freigelassenen (Narcissus und Pallas) und Frauen die Herrschaft im Innern an sich und mißbrauchten sie schmählich, obwohl C. persönlich harmlos und wohlgesinnt und ein Freund der Rechtspflege war. Das sittenlose Treiben seiner dritten Gemahlin, Messalina (s.d.), sah er lange Zeit gleichgültig mit an; nach deren Hinrichtung empfand aber ganz Rom schwer das Treiben ihrer grausamen und ränkesüchtigen Nachfolgerin Agrippina (s.d.), die endlich sogar, um ihrem Sohne Nero die Herrschaft zu sichern, C. selbst vergiftete. Dagegen hat sich C. durch Bauten, die Claudische Wasserleitung (s. Tafel »Architektur V«, Fig. 3) und den Hafen von Ostia um die Hauptstadt verdient gemacht. Auch die auswärtige Politik ist unter seiner Regierung gut geleitet worden; fast an allen Grenzen war sie tätig, machte Mauretanien zur Provinz und begann, da Gallien nur durch die Unterwerfung Britanniens zu bleibender Ruhe gebracht werden konnte, die Eroberung dieser Insel (daher auch sein Ehrenname Britannicus). Von seinen zahlreichen Bildnissen sind am berühmtesten eine Büste in Neapel und eine Statue und Büste im Vatikan (s. auch Tafel »Münzen II«, Fig. 5). Vgl. Lehmann, C. und seine Zeit (Gotha 1858); Ziegler, Regierung des C. (Kremsmünster 1879–82).

3) Nero C. Cäsar Augustus, röm. Kaiser, s. Nero.

4) C. II., M. Aurelius C. Gothicus, röm. Kaiser 268–270 n. Chr., Illyrier von Geburt, wurde als tapferer Offizier gegen den Kaiser Gallienus von seinen Kameraden zum Augustus erhoben und besiegte zunächst die Alemannen, die über den Brenner schon bis an den Gardasee vorgedrungen waren. Im folgenden Jahr wendete er sich gegen die Goten, die von der Donau her fast die ganze Balkanhalbinsel überfluteten, erfocht bei Naissus in Mösien (Nisch) einen glänzenden Sieg und verdiente sich den Beinamen Gothicus. 270 starb er zu Sirmium an der Pest, 56 Jahre alt, ein schwerer Verlust für das verfallende Reich; für kurze Zeit folgte ihm sein Bruder Quintillus.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 180.
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