Curāre

[375] Curāre (Urari, Voorari), das bei den Indianern vom Orinoko und Amazonenstrom übliche Pfeilgift, ein unter Zusatz andrer Gewächse aus der Familie der Apocynazeen bereitetes Extrakt des Splintes und der Rinde verschiedener Strychnos-Arten, ist braun, opiumähnlich, bitter, von eigentümlichem, schwach aromatischem Geruch, in Wasser größtenteils löslich und kommt in Bambusröhren (Tubos) nach Europa; es enthält neben Curin, einem Herzgift, 3–4 Proz. Curarin C19H21NO4, das amorph, gelb, in Wasser und Alkohol, nicht in Äther löslich ist, alkalisch reagiert und mit Säuren kristallisierbare Salze bildet. C. wirkt sehr schwach vom Magen aus, sehr schnell aber, wenn es in eine Wunde gelangt, und am heftigsten beim Einspritzen in eine Vene. Es lähmt die motorischen Nerven, so daß bei erhaltenem Bewußtsein alle willkürlichen Bewegungen unmöglich werden, und tötet durch Lähmung der Brustmuskeln und daraus folgende Aufhebung der Atmung. Bei[375] starken Dosen werden auch die Nervenapparate des Herzens gelähmt. Durch künstliche Unterhaltung der Atmung können nicht zu starke Dosen überwunden werden, zumal sämtliche Wirkungen wegen schneller Ausscheidung des Curarins rasch vorübergehen. Es wirkt dem Strychnin entgegen und kann als Gegengift desselben betrachtet werden. C. ist auch ein Protoplasmagift; es setzt die Bewegung der Amöben und der weißen Blutkörperchen herab, ohne sie jedoch zu lähmen. Man benutzt es zur symptomatischen Herabsetzung allgemeiner Krämpfe und zum Lähmen (Curarisieren) der Tiere bei Vivisektionen. Vgl. Steiner, Das amerikanische Pfeilgift C. (Leipz. 1877); Böhm, Das südamerikanische Pfeilgift C. (das. 1895 bis 1897, 2 Tle., in den Abhandlungen der königlich-sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 375-376.
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