Deutschkonservative Partei

[760] Deutschkonservative Partei, seit 1876 Bezeichnung der damals neu konstituierten, streng konservativen (früher neukonservativen) Partei im deutschen Reichstag. Sie zählte im Reichstag 72, im preußischen Abgeordnetenhaus 149 Mitglieder; die Agrarier (s.d.) sind besonders zahlreich in ihr vertreten. Ihr Hauptorgan ist die »Neue Preußische (Kreuz-) Zeitung«. Das neue, sogen. Tivoliprogramm von 1892 betonte die Notwendigkeit, in Anlehnung an die bewährten Grundsätze von 1876 zu den wesentlichen Aufgaben der Gegenwart Stellung zu nehmen. Demgemäß wird auf christliche Lebensanschauung in Volk und Staat Werk gelegt und jüdischer Einfluß bekämpft. Es wurde erwartet, daß das Bürgerliche Gesetzbuch von deutsch-nationalem Rechtsbewußtsein getragen werde. Die maßvolle Fortführung einer zielbewußten Kolonialpolitik unter dem Schutze des Reiches soll unterstützt, ebenso wie die Grundsätze des praktischen Christentums in der Gesetzgebung auf dem Boden der Allerhöchsten Botschaft vom 17. Nov. 1881 anerkannt werden sollen. Landwirtschaft und Industrie sollen Zollschutz haben; für das Handwerk soll der Befähigungsnachweis eingeführt und die Anhängerschaft der Sozialdemokratie und die gewissenlose Presse bekämpft werden. 1898 auf 64 Mitglieder vermindert, sank die Fraktion bei den Reichstagsneuwahlen 1898 auf 56 Mitglieder und errang bei den Wahlen von 1903 nur 52 Sitze. Vgl. Karte »Reichstagswahlen«.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 760.
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