[468] Einspritzung (Injektion), die Einführung arzneilich wirkender Stoffe in natürliche Höhlen und Hohlgänge, wie z. B. in den Mastdarm (Klistier), in die Mutterscheide oder in die Harnröhre und Blase oder in die äußern Gehörgänge und die Nase, teils um entleerend oder reinigend zu wirken, teils um reizende oder milde Flüssigkeiten auf die umkleidende Haut der Organe aufzutragen. Bei der parenchymatösen E. werden arzneiliche Stoffe direkt in die Gewebe oder Parenchyme eingeführt, um auf diese selbst einzuwirken, oder um von ihnen aus die Stoffe aussaugen zu lassen (s. unten). Bei der subkutanen (hypodermatischen) E., die seit ihrer Einführung in die Praxis durch Wood (1855) ausgedehnteste Anwendung findet, werden die gelösten Arzneistoffe in das lockere Zellgewebe unter die Haut eingespritzt, von wo sie binnen wenigen Minuten durch die Lymphgefäße abgeführt und der allgemeinen Säftemasse einverleibt werden. Die Wirkung der subkutanen Einspritzungen erfolgt intensiver und zugleich viel schneller, als wenn die Arzneien vom Magen aus einverleibt werden; sie erlaubt ferner eine sehr sichere Dosierung, vermeidet jede Reizwirkung auf die Magendarmschleimhaut und macht die Arzneieinverleibung unabhängig von krankhaften Zuständen des Verdauungskanals (Erbrechen, Verengerungen). Im allgemeinen reicht die halbe Dosis, in der das Mittel innerlich gebraucht wird, für die subkutane E. aus. Man bedient sich zur subkutanen E. der von Pravaz angegebenen gläsernen Injektionsspritze (s. Abbild.).
Diese besteht aus einem Glasrohr, das meist 1 ccm (oder auch mehr) Flüssigkeit enthält, einem Stempel mit seiner Maßeinteilung und einer scharfen hohlen Nadel (Kanüle) zum Einstechen in eine emporgehobene Hautfalte. Es ist ziemlich gleich gültig, an welcher Körperstelle die E. vorgenommen wird, denn ihre örtliche Wirkung ist eine ganz verschwindende gegenüber der allgemeinen Wirkung, die durch Aufnahme des Arzneistoffs in das Blut herbeigeführt wird. Auch der Schmerz ist bei der subkutanen E. der meisten üblichen Lösungen ganz unerheblich. Andre Substanzen, z. B. Aufschwemmungen von Quecksilber in Öl, können Schmerzen hervorrufen und werden daher, zur Vermeidung der Hautnerven, möglichst tief in die Muskelmassen (intramuskuläre E.) eingespritzt. Zur Vermeidung von Entzündung und Eiterung müssen die einzuspritzenden Stoffe, ebenso wie die Spritze selber, bakterienfrei (»steril«) sein, die ganze Spritze wird daher vor der E. in kochendem Wasser abgebrüht. Vgl. Eulenburg, Die hypodermatische Injektion der Arzneimittel (3. Aufl., Berl. 1875).