Ekkehart

[583] Ekkehart (Eckehard), Name mehrerer Mönche von St. Gallen, von denen bemerkenswert sind:

1) E. I., gest. 14. Jan. 973 als Dekan von St. Gallen, verfaßte außer kirchlichen Hymnen um 930 »Waltharius manufortis«, ein lateinisches Gedicht in Hexametern über die Flucht Walters von Aquitanien (s. d.) und seiner Geliebten Hildegunde, mit vielen Reminiszenzen an Vergil und Prudentius, aber auf Grund alter deutscher Heldenlieder. Das »Waltharilied« wurde herausgegeben von J. Grimm und Schmeller in den »Lateinischen Gedichten des 10. und 11. Jahrhunderts« (Götting. 1838), von Peiper (Berl. 1873), Holder (mit Kommentar und Scheffels Übersetzung, Stuttg. 1874); Althof (Leipz. 1899–1905, 2 Tle.); übersetzt und nachgedichtet von Simrock im »Kleinen Heldenbuch« (3. Aufl., Stuttg. 1874), San Marte (Magdeb. 1853), V. Scheffel (im »Ekkehard«), Linnig (Paderb. 1869), Bötticher (in der »Deutschen Heldensage«, 5. Aufl., Halle 1899), Althof (Leipz. 1902; kleinere Ausgabe in der Sammlung Göschen).

2) E. II., Neffe des vorigen, gest. 23. April 990 als Dompropst in Mainz, durch körperliche Schönheit, Klugheit und Beredsamkeit gleich ausgezeichnet, wurde von Hadwig, der Witwe des Alemannenherzogs Burkhard, nach dem Hohentwiel berufen, um sie im Latein zu unterrichten, und kam später durch sie an den kaiserlichen Hof. Scheffel hat den Helden seines Romans nach E. I. und E. II. gestaltet.

3) E. IV., geb. um 980, gest. um 1060 in St. Gallen, Schüler von Nôtkêr Labeo, wirkte nach 1022 als Vorsteher der Klosterschule zu Mainz, wo er den »Waltharius« Ekkeharts I. in besseres Latein brachte, und kehrte spätestens 1034 nach St. Gallen zurück, dessen Schule er vorstand. Er hinterließ: »Liber benedictionum«, eine Sammlung von Gesängen zur Verherrlichung der Kirchenfeste und St. Galler Kirchenangehörigen; »Benedictiones ad mensas« (Segenssprüche[583] zu den Klostergerichten); Glossen; eine Fortsetzung der vom Mönch Radbert begonnenen »Casus monasterii Sancti Galli« (bis 972; hrsg. von J. v. Arx in den »Monumenta Germaniae«, Bd. 2, und mit Kommentar von Meyer v. Knonau in »St. Gallische Geschichtsquellen«, Abt. 3, St. Gallen 1877; deutsch von letzterm, Leipz. 1891). Vgl. Dümmler, E. IV. von St. Gallen (»Zeitschrift für deutsches Altertum«, neue Folge, Bd. 2); Meyer v. Knonau, Die Ekkeharte von St. Gallen (Basel 1876).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 5. Leipzig 1906, S. 583-584.
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