Eleatische Schule

[599] Eleatische Schule, eine der bedeutendsten unter den vorsokratischen Schulen, gestiftet von Xenophanes (aus Kolophon) zu Elea in Lukanien, blühte um 540 bis 460 v. Chr. Der Kern ihrer Philosophie bestand in der Lehre, daß sich das Wesen der Dinge nicht mittels der Sinne durch Anschauung wahrnehmen, sondern nur mittels des Denkens begrifflich erfassen lasse. Alles durch die Sinne Gegebene erklärten sie demnach schlechthin für bloßen Schein. Da die Sinne uns Mannigfaltiges zeigen, und die einzelnen Teile der wahrgenommenen Welt nicht nur unter sich verschieden, sondern auch in stetem Wechsel und immerwährender Bewegung begriffen seien, so lehrten sie, daß das Seiende im Gegensatze hierzu nur eins, und zwar ein streng Einfaches sein könne, ohne alle Vielheit und Verschiedenheit, ohne allen Wechsel und jede Bewegung. Nachdem die eigentlichen Stifter der Schule, Xenophanes und Parmenides (aus Elea), dogmatisch vornehmlich die Einheit des Seienden betont hatten, bemühten sich deren Verteidiger Zenon (aus Elea) und Melissos (aus Samos), deren Notwendigkeit polemisch dadurch zu beweisen, daß sie die Unmöglichkeit des Gegenteils dartaten. Von dem Gedanken ausgehend, daß der Begriff eines Seienden Widerspruch in seinem Inhalt ausschließe, folgerten sie, daß Vielheit, Mannigfaltigkeit, vor allem aber Bewegung weder selbst ein Seiendes sein, noch am Seienden vorkommen könnten. Auf den Nachweis, daß der Begriff der Bewegung in sich widersprechend, Bewegung folglich nicht wirklich sein könne, sind die berühmten Einwendungen gegen die Bewegung gemünzt, die dem Zenon zugeschrieben werden (s. Zenon). Die Fragmente der Eleaten wurden zusammen mit der ebenfalls hier zu erwähnenden pseudo-aristotelischen Schrift: »De Melisso, Xenophane et Gorgia« herausgegeben von Mullach (Berl. 1845) und ohne letztere in dessen »Fragmenta philosophorum graecorum«, Bd. 1 (Par. 1860), sowie von Diels, in den »Fragmenten der Vorsokratiker«, griechisch u. deutsch (Berl. 1903). Vgl. Ch. A. Brandis, Commentationes eleaticae (Altona 1813); Bergk, Commentatio de Aristotelis libello de Xenophane, Zenone et Gorgia (Marburg 1843); Vermehren, Die Autorschaft der dem Aristoteles zugeschriebenen Schrift etc. (Jena 1861).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 5. Leipzig 1906, S. 599.
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