Espinel

[111] Espinel, Vicente de, span. Dichter und Musiker, geb. 28. Dez. 1551 zu Ronda in Granada, gest. 1634 zu Madrid im Kloster, studierte in Salamanca, nahm Kriegsdienste, durchzog als Soldat einen großen Teil Spaniens, Frankreichs und Italiens, trug hier (in Mailand) 1580 mit Text und Musik zu den Exequien der Königin Anna Maria, Gemahlin Philipps II., einen Preis davon, wurde als Gefangener nach Algier geschleppt, kehrte sodann ins Vaterland zurück, trat in den geistlichen Stand, erhielt ein Benefiziat und später die Stelle eines Kaplans am Hospital zu Ronda. Die Abenteuer seiner Kriegsfahrten erzählt er in den »Relaciones de la vida y aventuras del Escudero Marcos de Obregon« (Madr. 1618; auch in den »Novelistas posteriores á Cervantes«, Bd. 18 der »Biblioteca de autores españoles«; zuletzt Barcel.[111] 1881; deutsch von Tieck, Bresl. 1827). Lesage benutzte das Buch in seinem »Estevanillo«. Man hat von ihm auch einen Band Gedichte: »Diversas rimas con el arte poetica y algunas odas de Oracio« (Madr. 1591), wie der Titel zeigt mit Übersetzungen nach Horaz, darunter die »Epistola ad Pisones«. Seine Kanzonen stellen ihn den bessern spanischen Dichtern der italienischen Schule zur Seite. Die alten Décimas, zehnzeilige Strophen achtsilbiger Verse, denen er dadurch eine neu geregelte Form gab, daß er am Schluß der vierten Zeile einen Punkt und Gedankenstrich verlangt, wurden nach ihm Espinelas genannt. Er war ein Virtuose auf der Gitarre, die ihm die fünfte Saite verdankt. Vgl. Juan Perez de Guzman, Vicente E. y su obra (Barcel. 1881).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 6. Leipzig 1906, S. 111-112.
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