[151] Eudämonismus (griech., Glückseligkeitslehre), das wissenschaftliche System oder die praktische Lebensanschauung, welche die Glückseligkeit als den einzig vernünftigen Zweck alles menschlichen Tuns ansieht. Die ethischen Systeme des Altertums sind (mit Ausnahme vielleicht des Platonischen) alle mehr oder weniger vom E. beherrscht, am entschiedensten tritt derselbe bei den Kyrenaikern (s.d.), die einem entschiedenen Materialismus (Hedonismus, s.d.) huldigen, und den Epikureern (s.d.) hervor. Auch in der christlichen Ethik spielt, trotz ihres asketischen Charakters der eudämonistische Begriff der »ewigen Seligkeit« eine Rolle. Im 18. Jahrh. bildete der E. die herrschende ethische Grundanschauung, nur mit dem Unterschied, daß die deutschen Aufklärungsphilosophen die Glückseligkeit (im Anschluß an Leibniz) in der Vollkommenheit der Entwickelung aller individuellen Fähigkeiten, die französischen Enzyklopädisten dieselbe (im Anschluß an Helvetius, s.d.) im passiven Genuß suchten. In Kant fanden diese Strömungen einen entschiedenen Gegner; sein moralischer Rigorismus verlangt, daß das Gute lediglich um seiner selbst willen getan werde, und verwirft jede Handlung als unsittlich, die durch die Rücksicht auf die (individuelle oder universelle) Glückseligkeit bestimmt werde. In der neuern Ethik tritt der E. in der Form des Utilitarismus (s.d.) auf, der den Nachdruck nicht auf das individuelle Glück (des Einzelnen), sondern auf den (universellen) Glückszustand der Gesamtheit legt. Vgl. Ethik.