Felbiger

[388] Felbiger, Johann Ignaz von, kathol. Prälat und Schulmann, geb. 6. Jan. 1724 in Glogau, gest. 17. Mai 1788 in Preßburg, studierte in Breslau Theologie und wurde 1746 Chorherr im Augustinerstift, 1758 Erzpriester und bald darauf Abt zu Sagan. Von dem Wunsch beseelt, den niedrigen Stand des Volksschulwesens im Stiftsgebiet zu heben, besuchte F. 1762 heimlich die Anstalten Heckers in Berlin und begann auf Grund der dort gewonnenen Anschauungen das Schulwesen seines Sprengels umzugestalten. Namentlich führte er die Tabellar- oder Buchstabenmethode Hähns, den er 1765 im Kloster Berge bei Magdeburg besuchte, in seinen Schulen ein. Hierdurch aufmerksam gemacht, stellte ihn der preußische Minister Graf Schlabrendorf an die Spitze des katholischen Schulwesens Schlesiens und der Grafschaft Glatz. In dieser Stellung wirkte F. segensreich und anregend in humanem und tolerantem Sinne. Das auf Grund des Generallandschulreglements von 1763 ausgearbeitete »Landschulreglement« von 1765 für die katholischen Schulen in Schlesien ist wesentlich sein Werk; ebenso die gleichzeitige Gründung des katholischen Lehrerseminars zu Breslau. 1774 folgte F., von Friedrich II. beurlaubt, dem Rufe Maria Theresias und wurde, nachdem er 1777 auf die schlesische Prälatur verzichtet hatte, 1778 Propst zu Preßburg und Oberdirektor des Normalschulwesens für die österreichischen Staaten. Der »Allgemeine Schulplan für die deutschen Schulen in den k. k. Erbländern« von 1774 ist von ihm verfaßt. Joseph II. wies ihn 1782 an, von Preßburg aus auf das ungarische Schulwesen verbessernd einzuwirken, schob ihn aber bald beiseite, entzog ihm sogar Amt und Einkommen des Oberdirektors. Neudrucke einiger seiner Schriften erschienen in mehreren Sammelwerken; sein Hauptwerk: »Eigenschaften und Bezeigen rechtschaffener Schulleute« (zuerst Sagan 1768), wurde herausgegeben von Kahl in der »Sammlung pädagogischer Schriften« (Paderb. 1900) und von Schiel in den »Pädagogischen Klassikern« (Bd. 6, Halle 1902). Vgl. Bormann, Die Berliner Realschule und die katholischen Schulen Schlesiens und Österreichs (Berl. 1854); Volkmer, F. und seine Schulreform (Habelschwerdt 1890); Sander, Geschichte der Volksschule (in Schmids »Geschichte der Erziehung«, Bd. 5, 3. Teil, Stuttg. 1902); Walther, Die Grundzüge der Pädagogik J. v. Felbigers (Leipz. 1903).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 6. Leipzig 1906, S. 388.
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