Fetĭalen

[487] Fetĭalen (Fetiāles), bei den Römern ein aus 20 lebenslänglichen Mitgliedern höchsten Standes bestehendes, durch Kooptation sich ergänzendes Kollegium mit der Aufgabe, bei Konflikten mit andern Völkern Gutachten über Krieg und Frieden zu erteilen, persönlich Genugtuung zu fordern oder zu geben durch Auslieferung des Schuldigen, im Namen des Staates Krieg zu erklären oder Verträge und Frieden zu schließen. Zur Forderung von Genugtuung gingen gewöhnlich vier F. an die Grenze des betreffenden Volkes, von denen einer, der pater patratus, der Sprecher war, ein andrer, verbenarius, auf dem Kapitol gepflückte und die Gesandtschaft unverletzlich machende heilige Kräuter (verbenae) auf dem Kopfe trug. Erfolgte die Genugtuung nach einer bestimmten Frist nicht, so erklärte der pater patratus den Krieg, wobei er über die Grenze einen blutigen Speer ins feindliche Gebiet warf. Seit dem Kriege mit Pyrrhus fand diese Zeremonie am Tempel der Bellona (s.d.) statt; der kommandierende Feldherr überbrachte die Kriegserklärung. Bei Verträgen und Friedensschlüssen tötete der pater patratus ein Schwein mit einem im Tempel des Jupiter Feretrius aufbewahrten Kiesel, indem er Jupiter anrief, das römische Volk ebenso zu schlagen, falls es treubrüchig werde.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 6. Leipzig 1906, S. 487.
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