Fischer von Erlach

[612] Fischer von Erlach, Johann Bernhard, Architekt, geb. im Juli 1656 in Graz, gest. 5. April 1723 in Wien, bildete sich in Rom und schloß sich hier der Richtung Berninis an. In die Heimat zurückgekehrt, war er anfangs in Graz, seit 1687 in Wien tätig, wo er bald einen entscheidenden Einfluß auf die monumentale Bautätigkeit gewann und zuletzt Hofbaudirektor wurde. In Wien schuf er folgende Bauwerke im Barockstil, die im Gesamteindruck von großer monumentaler Wirkung sind: die Kirche des heil. Karl Borromeo 1716–37, nach seinem Tode von Martinelli vollendet (s. Tafel »Architektur XII«, Fig. 5), die Peterskirche, den Palast des Prinzen Eugen, das Palais Trautson, die Südseite der innern kaiserlichen Burg, den kaiserlichen Marstall etc. Zu dem Lustschloß Schönbrunn entwarf er die ersten Pläne 1696. Von seinen übrigen Schöpfungen sind noch die Kollegienkirche in Salzburg, die Kurfürstenkapelle am Dom zu Breslau und das Palais Clam-Gallas (jetzt erzbischöflich) in Prag hervorzuheben. Er schrieb: »Entwurf einer historischen Architektur in Abbildung unterschiedener berühmter Gebäude des Altertums und fremder Völker« (Wien 1725). Vgl. Ilg, Leben und Werke Joh. Bernh. Fischers von Erlach, des Vaters (Wien 1894). – Sein Sohn und Schüler Joseph Emanuel, geb. 1695, gest. 1742, soll den Gebrauch der Dampfmaschinen (damals Feuermaschinen genannt) zuerst in Österreich eingeführt haben und zwar zum Betrieb der Wasserkünste im fürstlich Schwarzenbergschen Park. F. folgte der Richtung seines Vaters, dessen unvollendet gebliebene Arbeiten und Pläne er zum großen Teil ausführte, steht ihm aber an Großartigkeit der Ideen nach. Er gab heraus: »Anfang einiger Vorstellungen der vornehmsten Gebäude sowohl innerhalb der Stadt als in denen Vorstädten von Wien etc.« (Wien 1719).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 6. Leipzig 1906, S. 612.
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