Fremdentruppen

[84] Fremdentruppen, aus angeworbenen Ausländern selbständig organisierte Truppen. Sie erscheinen schon bei den Alten, meist als Spezialtruppen, wie Bogner, Schleuderer, Reiter, vor allem in Karthago, im Mittelalter in Venedig, Holland, England und der Hansa, die ganze Heere aus F. unterhielten, deren Begriff sich daher damals mit dem der Söldnerheere oder Mietstruppen deckte. Diese Heere traten allmählich an die Stelle der Lehnsheere und fanden in den Landsknechtheeren ihren charakteristischen Ausdruck. Im engern Sinne werden häufig unter F. die seit dem 15. Jahrh. aus den Schweizer Reisläufern, kriegslustigen und beutesuchenden Leuten, aufgestellten Schweizerregimenter verstanden, die den französischen Dienst meist bevorzugten. Heinrich II. schloß 1553 mit einigen Kantonen eine Kapitulation, wonach ganze Regimenter in französische Dienste traten. 1790 standen in Frankreich 12 Regimenter (14,000 Mann) Schweizer. F. aus Schweizern bestanden in Spanien bis 1821, in Sardinien bis 1796, in Holland bis 1831, im Kirchenstaat und Sizilien bis 1870 (vgl. Schweizergarden). Eine Garde aus Schweizern als päpstliche Palastwache besteht noch heute. Weiterhin kämpften 3000 Gothaer im Spanischen Erbfolgekrieg, 1733: 5000 für Kaiser Karl VI., braunschweigische und hannöversche Truppen standen in englischem Dienst, eine schottische Brigade von 1599–1749 in holländischem Sold. F. waren auch die den Engländern zum nordamerikanischen Krieg 1775–76 von deutschen Fürsten gestellten Regimenter. Auch auf seiten der Nordamerikaner kämpften deutsche und französische F. Ebenso waren die aus Hannoveranern 1803 und aus Deutschen 1855 gebildeten englisch-deutschen Legionen F. Frankreich, das sich stets vielfach der F. bediente, verwendete außer der Fremdenlegion (s.d.) noch 1870/71 Italiener (Garibaldi) als F. Vgl. Rudolf, Geschichte der Feldzüge und des Kriegsdienstes der Schweizer im Ausland (Baden 1845); »Die deutsche Fremdenlegion in England« (Leipz. 1855); Morell, Die Schweizerregimenter in Frankreich 1789–1792 (St. Gallen 1858); v. Mülinen, Geschichte der Schweizer Söldner bis 1497 (Bern 1887); Maag: Geschichte der Schweizertruppen im Kriege Napoleons I. in Spanien und Portugal (Biel 1892–93, 2 Bde.), Die Schicksale der Schweizer Regimenter in Napoleons I. Feldzug nach Rußland 1812 (3. Aufl., das. 1900), Geschichte der Schweizertruppen in französischen Diensten 1813–1815 (das. 1894) und während der Restauration und Julirevolution, 1816–1830 (das. 1899); Schwarz, Die Schweizerregimenter in französischen Diensten (2. Aufl., Basel 1892).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 7. Leipzig 1907, S. 84.
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