Fresnel

[93] Fresnel (spr. fränell), Augustin Jean, Physiker, geb. 10. Mai 1788 in Broglie (Eure), gest. 14. Juli 1827 in Ville d'Avray bei Paris, widmete sich dem Ingenieurwesen, verlor als Royalist nach Napoleons Rückkehr von Elba seine Stelle, trat aber später wieder in seine Laufbahn und lebte zuletzt als Ingenieuren chef des ponts et chaussées und Sekretär der Kommission für Leuchttürme in Paris. Fresnels Arbeiten bilden die feste Begründung der Undulationstheorie des Lichtes, die im Laufe von nur zwölf Jahren wesentlich durch seine Arbeiten zum vollständigen Siege gelangte. Selten hat ein Mann in so kurzer Zeit so vieles geleistet. Er gab die Theorie der Interferenz und Beugung des Lichtes und bestätigte sie durch seine meisterhaften Messungen; ferner die Theorie der Farben dünner Blättchen, speziell der Newtonschen Farbenringe; er erkannte die Natur des polarisierten Lichtes und leitete die Gesetze der Reflexion und Brechung des polarisierten Lichtes ab. Er entwickelte die Gesetze der Doppelbrechung des Lichtes in Kristallen und entdeckte mit Arago zusammen die Gesetze der Interferenz des polarisierten Lichtes, welche die Grundlage der von F. dann gelieferten Erklärung der schönen Farbenerscheinungen bilden, die das polarisierte Licht bei dem Durchgang durch Kristallplatten zeigt. Durch seine geniale Konzeption der zirkularen Doppelbrechung lieferte F. die Erklärung der von Arago und Biot entdeckten Drehung der Polarisationsebene im Bergkristall, und es gelang ihm später, diese zirkulare Doppelbrechung experimentell nachzuweisen. Die praktische Optik bereicherte F. durch die Konstruktion der nach ihm benannten Leuchtturmlinsen, welche die weiteste Verbreitung fanden. Seine »Œuvres complètes« erschienen auf Kosten der französischen Regierung 1866–70 in 3 Bänden. Seine Biographie schrieb Arago (im 1. Bande der »Sämtlichen Werke«).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 7. Leipzig 1907, S. 93.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika