[665] Gerstner, 1) Franz Joseph, Ritter von, Ingenieur, geb. 23. Febr. 1756 in Komotau, gest. 25. Juni 1832 in Mladiegov bei Gitschin, studierte in Prag Mathematik, wurde daselbst 1788 Lehrer der Mathematik und 1806 Direktor des von ihm begründeten Polytechnischen Instituts, 1811 Vorstand der Wasserbaudirektion für Böhmen. Sein Hauptwerk ist das »Handbuch der Mechanik« (Prag 1831, Bd. 1; 2. Aufl. von seinem Sohn, 183234, 3 Bde.). Seine Arbeit »Ob und in welchen Fällen der Bau schiffbarer Kanäle Eisenwegen oder gemachten Straßen vorzuziehen sei« (Prag 1813) hatte großen Einfluß auf die Entwickelung des Eisenbahnwesens in Mitteleuropa.
2) Franz Anton von, Ingenieur, Sohn des vorigen, geb. 11. Mai 1793 in Prag, gest. 12. April 1840 in New York, besuchte das Polytechnische Institut in Prag, ward 1818 Professor der praktischen Geometrie am Polytechnischen Institut in Wien, studierte wiederholt das Eisenbahnwesen in England, betrieb 182324 die Vorarbeiten für die Bahnstrecke von der Moldau zur Donau und übernahm 1825 auch die Oberleitung des Baues. Da jedoch die Aktionäre beschlossen, die zweite Hälfte der Bahn nach einem weniger kostspieligen, aber auch unzweckmäßigern System zu bauen, trat G. von der Leitung zurück. 1829 ging er wieder nach England und 1834 nach Petersburg, wo er die erste Eisenbahn in Rußland, von Zarskoje Selo nach Petersburg, baute. 1838 begab er sich nach Nordamerika, um die dortigen Eisenbahnbauten zu untersuchen. Er schrieb: »Lehrgegenstände der praktischen Geometrie« (Wien 1818). Seine amerikanischen Beobachtungen wurden von seiner Gattin in der »Beschreibung einer Reise durch die Vereinigten Staaten von Nordamerika« (Leipz. 1842) herausgegeben und von L. Klein bearbeitet in der Schrift »Die innern Kommunikationen der Vereinigten Staaten von Nordamerika« (Wien 1842, 2 Bde.).