Ghirlandajo

[820] Ghirlandajo, 1) (eigentlich Domenico di Tommaso Bigordi, genannt il G.) ital. Maler, geb. 1449 in Florenz, gest. daselbst 11. Jan. 1494, war anfangs Schüler von Alesso Baldovinetti in Florenz, bildete sich dann unter dem Einfluß des Andrea del Castagno, Andrea del Verrocchio und Masaccio weiter und gewann schließlich selbst einen bestimmenden Einfluß auf die florentinische Malerei. Seine frühesten bekannten Freskobilder sind: die Berufung von Petrus und Andreas (1476, in der Sixtinischen Kapelle in Rom) und der heil. Hieronymus und das Abendmahl, in Ognissanti zu Florenz (1480). 1485 beendigte er das Fresko: die Apotheose des heil. Zenobius, im Palazzo Vecchio, und die Fresken der Sassetti-Kapelle in Santa Trinità (das Leben des heil. Franz). Es folgte die Ausmalung des Chors in Santa Maria Novella mit Darstellungen aus dem Leben der Maria und Johannes des Täufers (1490). Große Auffassung, wohl erwogene Komposition und strenge Zeichnung charakterisieren die Werke Ghirlandajos, der den Aufschwung der Malerei durch Raffael und Michelangelo vorbereitete. Er pflegte seine Darstellungen aus der heiligen Geschichte sittenbildlich zu behandeln und dazu seine Zeitgenossen als Modelle zu wählen. Wenig zahlreich sind seine Staffeleigemälde (in Tempera), die an Buntheit und einer gewissen Härte leiden. Die bedeutendsten sind: Anbetung der Könige (1487, Florenz, Uffizien, und 1488, daselbst, in Santa Maria degli Innocenti), die thronende Madonna mit vier Heiligen (Florenz, Uffizien), die Heimsuchung (1491, Paris, Louvre) und eine Madonna mit vier Heiligen (München, Alte Pinakothek). G. starb an der Pest und[820] wurde in Santa Maria Novella begraben. Zu seinen Schülern gehörten Michelangelo, seine Brüder Davide G. (1452–1525) und Benedetto G. (1458–1497), Bastiano Mainardi und Granacci. Vgl. Steinmann, Ghirlandajo (Bielef. 1897).

2) Ridolfo, ital. Maler, Sohn des vorigen, geb. 4. Febr. 1483 in Florenz, gest. daselbst 6. Juni 1561, war anfangs Schüler seines Vaters, dann seines Oheims Davide G. Die Reise seines Stils erreichte er jedoch erst unter der Leitung des Fra Bartolommeo, wozu später noch der Einfluß Raffaels kam. Die Gemälde, die den Charakter dieser beiden Meister tragen, sind seine besten. Es sind unter andern: die Verehrung des Christkindes (Berlin, Museum), die Anbetung der Hirten (1510, Pest, Landesgalerie), Himmelfahrt Mariä (Prato, Dom), zwei Vorgänge aus dem Leben des heil. Zenobius (Florenz, Uffizien). Früher entstanden: der Zug Christi mit den Marien nach Golgatha (Florenz, Pal. Antinori) und die Krönung der Maria (1504, Paris, Louvre).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 7. Leipzig 1907, S. 820-821.
Lizenz:
Faksimiles:
820 | 821
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika