Glogau [2]

[46] Glogau, Gustav, philosophischer Schriftsteller, geb. 6. Juni 1844 in Laukischken bei Labiau, gest. 23. März 1895 in Griechenland, studierte seit 1863 in Berlin Medizin, dann Philologie, Geschichte und Philosophie und machte den Feldzug gegen Frankreich mit. Nachdem er vorher Lehrer in Halle, in Neumark (Westpreußen) und in Winterthur gewesen war, habilitierte er sich 1878 in Zürich, wurde dort 1882 Professor am Polytechnikum, ging 1883 als Extraordinarius nach Halle und 1884 als ordentlicher Professor der Philosophie nach Kiel. Als Philosoph huldigt G. einer Art Vernunftrealismus, wonach die von der Psychologie und Erkenntnis gewonnene Einsicht die Deutung der äußern gegenständlichen Anschauung im Sinne des Phänomenalismus umdeutet, die Religionsphilosophie und Metaphysik aber über die empirische Wirklichkeit hinaus zu einer in den Grundzügen schon von Leibniz entworfenen intelligibeln Anschauung des wahren Seins und Geschehens führen, die in der Anerkennung Gottes und der ewigen Wahrheit wurzelt. Das Hauptwerk Glogaus ist: »Abriß der philosophischen Grundwissenschaften« (Bresl. 1880–88, 2 Bde.). Von andern Schriften seien genannt: »Steinthals psychologische Formeln« (Berl. 1876); »Grundriß der Psychologie« (Bresl. 1884); »Graf Leo Tolstoi, ein russischer Reformator« (Kiel 1893); »Die Hauptlehren der Logik und Wissenschaftslehre« (das. 1894); »Das Vorstadium und die Anfänge der Philosophie« (hrsg. von Siebeck, das. 1895). Vgl. Clasen, G. Glogaus System der Philosophie (in der »Zeitschrift für Philosophie und philosophische Kritik«, Bd. 115, 1901).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 46.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: