Graudenz

[251] Graudenz. Stadt (Stadtkreis) im preuß. Regbez. Marienwerder, auf dem rechten, hohen Ufer der Weichsel, über die hier eine Eisenbahnbrücke führt, hat 2 evangelische und 3 kath. Kirchen (davon 2 Garnisonkirchen) und eine Synagoge. Die Zahl der Einwohner beläuft sich (1900) mit der Garnison (2 Infanterieregimenter Nr. 129 und 175,2 Abteilungen Feldartillerie Nr. 35 und 71, ein Bataillon Fußartillerie Nr. 15 und 2 Eskadronen Jäger zu Pferde) auf 32,727 Seelen, davon 10,415 Katholiken und 816 Juden.

Wappen von Graudenz.
Wappen von Graudenz.

Als Industriezweige sind zu nennen: Eisengießerei und Maschinenfabrikation, Fabrikation von Tapisseriewaren, Zigarren, Tobak, Bürsten, Schuhwaren und Wagen sowie der Betrieb von Mahl- und Schneidemühlen. Der Handel, unterstützt durch eine Reichsbankstelle (Umsatz 1903: 152,9 Mill. Mk.) und andre öffentliche Geldinstitute, ist bedeutend in Getreide, Wolle, Vieh etc. Für den Eisenbahnverkehr ist G. Knotenpunkt der Staatsbahnlinien Kulmsee-Marienburg und Neustettin-Goßlershausen; dem Verkehr in der Stadt dient eine elektrische Straßenbahn. Die Stadt hat ein Gymnasium, eine Oberrealschule, ein kath. Schullehrerseminar, eine Präparandenanstalt, 5 Waisenhäuser, ein Museum und ein Zuchthaus und ist Sitz eines Landgerichts sowie des Stabes der 35. Division, der 69. Infanterie-, der 35. Feldartillerie- und der 35. Kavalleriebrigade. Dicht an der Weichsel liegt der Schloßberg mit den Resten einer alten Ritterburg und schönen Anlagen. G., das alte Grodeck, erhielt 1291 Stadtrechte. – Zum Landgerichtsbezirk G. gehören die fünf Amtsgerichte zu G., Marienwerder, Mewe, Neuenburg und Schwetz. – Die Festung G., jetzt Feste Courbière genannt, 2 km nördlich von der Stadt, an der Weichsel auf einem 86 m hohen Hügel, ist 1874 als Festung aufgegeben. Sie wurde von Friedrich II. 1772–76 angelegt und verteidigte sich unter Courbière ruhmvoll gegen die Franzosen vom 22. Jan. bis 9. Juli 1807. Vgl. Bonin, Die Feste G. (im »Archiv für Artillerie- und Ingenieuroffiziere«, Bd. 81, 1877); Frölich, Geschichte des Graudenzer Kreises (2. Aufl., Graud. 1885, 2 Bde.); P. Fischer, G. und Feste Courbière (das. 1902); Manstein, Die Annalen der Stadt G. von 1563–1660 (das. 1904).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 251.
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