Graudenz

[558] Graudenz (poln. Grudziandz), 1) Kreis im Regierungsbezirk Marienwerder der preußischen Provinz Westpreußen; 154 QM., 49,850 Ew.; ebenes, fruchtbares u. stark bewaldetes Marschland; 2) Kreisstadt darin, an der Mündung der Trienke in die Weichsel, mit 2700 Fuß langer Schiffbrücke; hat fünf katholische u. eine evangelische Kirche, ein Progymnasium, katholisches Priester- u. Schullehrerseminar, zwei höhere Bürgerschulen, Nonnenkloster, Correctionshaus, verbunden mit einem Erziehungshause für jugendliche Verbrecher, Landarmenhaus, Wasserleitung, Branntweinbrennereien, Tuchwebereien, Tabaksbau, Getreide-, Vieh- u. Productenhandel, Freimaurerloge: Victoria zu den drei gekrönten Thürmen; 10,800 Ew.; 1/4 Meile nördlich von der Stadt liegt die 1770–76 auf einer steilen Höhe am Weichselufer angelegte, regelmäßig befestigte, sehr starke Festung G., bekannt durch tapfere Vertheidigung des Generals Courbière 1607 gegen die Franzosen, zu dessen Ehren ein Denkmal auf dem Glacis der Festung errichtet ist. 1818 ist auch eine Weichselinsel, Kempe, die den feindlichen Schiffen gestattete, die Weichsel hinabzufahren, stark befestigt worden. – G. ist sehr alt; schon 1060 stürmte es König Boleslaw der Kühne von Polen, konnte es aber nicht nehmen. Im 13. Jahrh. (nach Einigen 1299) ließ der Deutsche Orden G. wieder aufbauen u. befestigen; es wurde 1626 u. 1650 von den Polen erobert; 1776 wurde die jetzige Festung von Friedrich II. angelegt.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 7. Altenburg 1859, S. 558.
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