Gregorĭos V

[270] Gregorĭos V. (eigentlich Georg Angelopulos), ökumenischer Patriarch der griechischen Kirche des Orients, geb. 1739 zu Dimizzana in Arkadien, gest. 22. April 1821, studierte in Athos, lebte hierauf eine Zeitlang als Einsiedler, wurde 1784 Erzbischof in Smyrna und 1795 Patriarch in Konstantinopel. Als 1798 die Franzosen Ägypten erobert hatten und die Griechen geheimer Verbindungen mit ihnen beschuldigt wurden, forderte der türkische Pöbel seinen Kopf; Sultan Selim rettete ihn jedoch nach dem Berg Athos, und bald nachher wurde G. in seine Würde wieder eingesetzt. Wiewohl er heimlich mit der Hetärie in Verbindung stand, ermahnte er doch beim Ausbruch des Aufstandes in Morea 1821 seine Landsleute öffentlich zum Gehorsam und ließ sich von der Pforte sogar bewegen, 21. März den Bannfluch über alle Aufständischen auszusprechen. Als aber die ihm zur Aussicht übergebene Familie des Fürsten Murusis durch Vermittelung des russischen Gesandten ohne Gregors Verschulden entkommen war, wurde dieser am Osterfeiertag auf Befehl des Sultans von Janitscharen nebst drei Bischöfen und acht Geistlichen in vollem Ornate vor der Hauptpforte der Basilika aufgehängt. Zwei Tage nachher wurde sein Leichnam von Juden ins Meer geworfen, durch griechische Matrosen aber wieder herausgezogen, nach Odessa gebracht und hier feierlich bestattet. Jene scheußliche Behandlung des sonst nicht hochgeachteten Patriarchen machte ihn in den Augen der Griechen zum Märtyrer und trug zur Ausbreitung des Aufstandes wesentlich bei. Seine Gebeine wurden von der griechischen Regierung in die Kathedrale zu Athen übertragen, wo ihm, wie vor der Universität, Denkmäler errichtet wurden. G. lieferte eine neugriechische Übersetzung der Briefe des Paulus nebst Kommentar. Das seinen Namen führende »Wörterbuch der griechischen Sprache« ist nicht Gregors Arbeit.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 270.
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