Großbeeren

[361] Großbeeren, Dorf und Rittergut im preuß. Reg.-Bez. Potsdam, Kreis Teltow, an der Staatsbahnlinie Berlin-Weißenfels, hat eine evang. Kirche, ein Arbeitshaus (Neu-Beeren), Rieselfelder für die Berliner Kanalisation und (1900) 1686 Einw. Der Ort ist denkwürdig durch den Sieg der Alliierten über die Franzosen 23. Aug. 1813. Nach Ablauf des Waffenstillstandes (s. Deutscher Befreiungskrieg, S. 728) wollte Napoleon Berlin mit den drei Korps Bertrand, Reynier und Oudinot unter dem Oberbefehl des letztern erobern. Die Armee, 70,000 Mann stark, meist Rheinbundstruppen, überschritt die preußische Grenze bei Luckau und stand 21. Aug. 22 km vor Berlin. Dieses wurde durch die Nordarmee unter Bernadotte geschützt: die Schweden standen bei Charlottenburg, die Russen bei Spandau, die Preußen teils in, teils südlich von Berlin. Als Oudinot 22. Aug. nach heftigem Gefecht Treppin besetzt und die Nuthe überschritten hatte, wollte Bernadotte das[361] linke Spreeufer räumen, aber Bülow weigerte sich, Berlin preiszugeben, und Bernadotte mußte sich zur Schlacht bequemen, gab aber die ungeduldig erwarteten Befehle dazu nicht aus. So traf der Feind die preußischen Abteilungen in verzettelter Stellung. Den ersten Angriff hielt Tauenzien in Blankenfelde trotz feindlicher Übermacht mit Erfolg aus. Bülow, dessen Vorhut schon von Reynier zurückgeworfen war, ging mit seinen vier Brigaden trotz Bernadottes Befehl, sich auf die Tempelhofer Hohen zurückzuziehen, von Heinersdorf unter strömendem Regen gegen G. vor, griff im Sturm gegen 6 Uhr abends das Dorf an und eroberte es mit Bajonett und Kolben trotz tapferer Gegenwehr der Sachsen. Die Reiterei konnte den durch die Nacht gedeckten Rückzug der Franzosen nicht aufhalten, die 3–4000 Mann, darunter 1500 Gefangene, verloren. 14 Kanonen und 2000 Gewehre fielen in die Hände der Sieger, die ihren Verlust auf 150 Tote und 900 Verwundete berechneten. Bei G. bestand die Landwehr ihre erste Probe, die Rettung von Berlin war der kostbare Preis dieses ersten Sieges im Freiheitskampf. Zum Andenken an die Schlacht ließ Friedrich Wilhelm III. bei G. einen 6 m hohen eisernen Obelisken errichten. Vgl. Pallmann, Die Schlacht bei G. (Berl. 1873).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 361-362.
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