Gwalĭor [1]

[557] Gwalĭor, Vasallenstaat der britisch-ind. Provinz Zentralindien, Besitztum der Familie Sindia, besteht aus einem größern zusammenhängenden Landesteil auf dem Tafelland Malwa zwischen 23°20´-26°52´ nördl. Br. und 76°15´-79°12´ östl. L. und zerstreut liegenden Exklaven, zusammen 75,281 qkm groß, mit (1901) 2,933,001 Einw. (90 Proz. Hindu, 4,5 Proz. Mohammedaner, 5 Proz. Naturanbeter). Das nördliche geschlossene Gebiet ist steinig, kahl und bis auf den äußersten Nordosten hügelig und durch vereinzelte Sandsteinfelsen ausgezeichnet. Hauptflüsse sind Tschambal und Sind, Zuflüsse der Dschamna. Das Klima ist sehr heiß, während der Regenzeit herrschen Fieber. Zu G. gehören außer dem unmittelbaren Gebiet noch sieben kleine, ihm tributpflichtige Fürstentümer. Die Einwohner bestehen vorwiegend aus Radschputen, Lundela, Dschat und Mahratthen, die letzten nur 15,000 Köpfe stark, aber der herrschende Stamm. Hauptprodukte sind Weizen, Sorghum, Mais, Reis, Ölsaaten, Indigo, Baumwolle, Tabak und sehr gutes Eisenerz. Ausgeführt wird nächst Opium Baumwolle. Die Bahn von Agra über die Stadt G. nach Dschansi (Nordwestprovinzen) durchschneidet den Staat, neuerdings ist eine weitere von Khind über die Stadt G. nach dem in G. selbst gelegenen Dschansi eröffnet worden, die weiter nach SW. verlängert werden soll. Der Herrscher (Maharadscha) ist der britischen Regierung tributpflichtig und zahlt von seinen 138 Mill. Rupien betragenden Einkünften 2000 Pfd. an die Engländer zur Erhaltung einer Truppe von 16,050 Mann Infanterie, 6058 Kavallerie und 604 Artillerie mit 210 Kanonen.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 557.
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