Hebel [2]

[24] Hebel, Johann Peter, vorzüglicher Dialektdichter und Volksschriftsteller, geb. 10. Mai 1760 in Basel, gest. 22. Sept. 1826 in Schwetzingen, besuchte die Schule in Hausen bei Schopfheim (Baden), erhielt seine weitere Vorbildung aus dem Pädagogium in Lörrach und dem Lyzeum in Karlsruhe und bezog 1778 die Universität in Erlangen, um Theologie zu studieren. Nachdem er eine Zeitlang als Pfarrvikar in dem Dorf Hartingen fungiert, wurde er 1783 Lehrer am Pädagogium in Lörrach und 1791 am Gymnasium in Karlsruhe mit dem Prädikat eines Subdiakonus. 1798 wurde er zum außerordentlichen Professor, 1805 zum Kirchenrat, 1808 zum Direktor des nunmehrigen Lyzeums, 1809 zum Mitglied der evangelischen Kirchenkommission, 1819 zum Prälaten und 1821 von der Universität Heidelberg zum Doktor der Theologie ernannt. H. wählte für seine Gedichte die naiv-schalkhafte, vokalreiche Mundart der Umgegend von Lörrach; er hat hauptsächlich während seines dortigen Aufenthalts die Eindrücke gesammelt, die er in seinen »Alemannischen Gedichten« (Karlsr. 1803 u. ö.) niederlegte (weitere Ausgaben: Leipz. bei G. Wigand 1872, 3. Aufl. 1894; von Götzinger, Aarau 1873; von Behaghel, Stuttg. 1883; Prachtausgabe von Liebich, Freib. i. Br. 1898; mit Einleitung von Albrecht, illustriert von Kögler, Karlsr. 1900). Sie enthalten treffliche Naturschilderungen, idyllenartig gehaltene Sittengemälde aus dem bäuerlichen Leben und sind durch Gemütstiefe, behaglichen Humor, naive Anschaulichkeit und nicht selten durch hochpoetischen Gehalt ausgezeichnet. Hochdeutsche Bearbeitungen, die aber ihren eigentümlichen Reiz verwischen, erschienen mehrere, z. B. von Rob. Reinick (mit Bildern von Ludw. Richter, 7. Aufl., Leipz. 1893; Auswahl 1904). Hebels Volksschriften: »Der rheinländische Hausfreund, oder Neuer Kalender mit lehrreichen Nachrichten und lustigen Erzählungen« (Karlsr. 1808–11; 3. Aufl., Stuttg. 1827) und »Das Schatzkästlein des rheinländischen Hausfreundes« (Tübing. 1811 u. ö.; hrsg. von Behaghel, Stuttg. 1883) übertreffen fast alle ähnlichen Versuche der neuern Zeit an klarer Auffassung des deutschen, besonders süddeutschen Charakters, an reiner Menschlichkeit, kindlicher Naivität und gesundem Witz und sind Muster volkstümlicher Darstellung. Auch einen »Katechismus« und »Biblische Geschichten« (Stuttg. 1824, 2 Bde.; neue Aufl., Karlsr. 1873) lieferte H., dichtete auch einige hübsche Lieder und besonders treffliche Rätsel in hochdeutscher Sprache. Seine »Sämtlichen Werke« erschienen zu Karlsruhe 1832–1834 in 8 Bänden (Stuttg. 1871, 3 Bde.) und herausgegeben von Wendt in 2 Bänden (6. Aufl., Berl. 1894). [24] Briefe Hebels gab Behaghel heraus (Karlsr. 1883, Bd. 1). Im Hofgarten zu Karlsruhe ward dem Dichter 1835 ein Denkmal errichtet. Vgl. Schultheiß, Hebels Leben (Heidelb. 1831); Längin, Joh. Pet. H. (Karlsr. 1874) und Aus Hebels ungedruckten Papieren (Tauberbischofsh. 1882); Giehne, Studien über Joh. Peter H. (Würzb. 1894).

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Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 24-25.
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