Hippĭas

[359] Hippĭas, 1) Sohn des Tyrannen Peisistratos von Athen, folgte diesem 527 v. Chr. mit seinem Bruder Hipparchos in der Tyrannis. Obwohl stolz und hochfahrend, regierte er doch mit Einsicht und Wohlwollen und wurde erst nach des Hipparchos Ermordung (514) mißtrauisch und grausam. Die dadurch erregte Unzufriedenheit des Volkes benutzten die von Peisistratos vertriebenen Alkmäoniden, kehrten mit beträchtlichen Streitkräften und auf die Anweisung des delphischen Orakels von Sparta unterstützt zurück und vertrieben mit Hilfe der Spartaner den Tyrannen (510). Dieser floh erst nach Sigeion zu seinem Stiefbruder Hegesistratos, dann zum persischen König Dareios Hystaspis und begleitete sein Heer unter Datis nach Griechenland; nach dessen Besiegung bei Marathon (490) starb er auf der Rückkehr in Lemnos.

2) H. aus Elis, Sophist, um 400 v. Chr., jüngerer Zeitgenosse des Protagoras und Sokrates, besaß ein ausgedehntes Wissen, namentlich in Mathematik, Astronomie, Grammatik, Musik. Platon schreibt ihm den Satz zu, das Gesetz sei der Tyrann der Menschen, da es sie zu vielem Naturwidrigen zwinge. Unter den platonischen Dialogen besitzen wir zwei nach ihm benannte, von denen der eine jedenfalls unecht ist. Die Reste seiner Schriften sind in Müllers »Fragmenta historicorum graecorum«, Bd. 2 (Par. 1848) sowie bei Diels, »Die Fragmente der Vorsokratiker« (Berl. 1903) zu finden.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 359.
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