Peisistrătos

[541] Peisistrătos (Pisistratus), Tyrann von Athen, geb. um 600 v. Chr., gest. 527, Sprößling des angesehenen attischen Geschlechts der Philaiden, Sohn des Hippokrates, Verwandter des Solon. Als nach Solons Gesetzgebung während dessen Abwesenheit die Parteikämpfe in Athen von neuem ausbrachen, gewann P., durch Kriegstaten berühmt geworden, die arme Landbevölkerung, die Diakrier, durch Versprechungen für sich und bemächtigte sich mit Hilfe einer Leibwache von Keulenträgern, die er sich vom Volke hatte bewilligen lassen, der Akropolis und damit der Herrschaft über Athen (561). Doch mußte er nach kurzer Zeit (die Chronologie ist sehr unsicher) einer Vereinigung der beiden andern Parteien, der Pediäer und Paralier, weichen, und als ihm das Haupt der letztern, Megakles, zur Wiedererlangung der Herrschaft behilflich gewesen war, dauerte sie auch nicht lange. Erst nach einer zweiten Rückkehr, die er unter Mitwirkung von Parteigenossen aus Theben, Argos und Naxos durch einen Sieg bei Pallene erzwang, behauptete er sich. Die Leitung der Staatsangelegenheiten und die Besetzung der höchsten und wichtigsten Staatsämter behielt er sich vor, im übrigen ließ er die Gesetze Solons in ungeschmälter Geltung und trug wesentlich zu ihrem Bestand bei. Seine Sorge war zunächst der Landbevölkerung zugewandt, die er auf alle Weise, auch durch Zuweisung von Grundstücken verbannter Gegner unterstützte. Die Stadt schmückte er durch Tempelbauten, legte auch eine Wasserleitung an und breitete den Handel durch Verbindungen, die er überall im Ägäischen Meer anknüpfte, bis an den Hellespont aus. Seine Hofhaltung war glänzend und auf die Förderung von Kunst und Wissenschaft bedacht; die durch ihn veranstaltete Sammlung und Rezension der Homerischen Gesänge ist für die Literatur der Griechen von hoher Bedeutung gewesen. Als er starb, konnte er die Herrschaft anscheinend gesichert seinen Söhnen Hippias und Hipparchos (gewöhnlich mit dem Namen der Peisistratiden bezeichnet) hinterlassen, während ein dritter Sohn, Hegesistratos, in Sigeion am Hellespont herrschte. Vgl. Töpffer, Quaestiones Pisistrateae (Dorp. 1886); v. Wilamowitz, Aristoteles und Athen (Berl. 1893, 2 Bde.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 541.
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