Ichneumon

[730] Ichneumon (Manguste, Herpestes Ill.), Raubtiergattung aus der Familie der Schleichkatzen (Viverridae), Zehengänger mit gestrecktem Körper, kleinem oder mittelgroßem Kopf, spitziger Schnauze, kurzer, nackter Nase, abgerundeten, kurzen Ohren, niedrigen Beinen, fünfzehigen Füßen, nicht zurückziehbaren Krallen, kegelförmigem, an der Wurzel sehr starkem Schwanz und rings um den After liegendem Drüsensack. Der ägyptische I. (Pharaonsratte, H. Ichneumon Wagn., s. Tafel »Raubtiere IV«, Fig. 1), 65 cm lang, mit 45 cm langem Schwanz, 20 cm hoch, ist sehr kräftig gebaut, mit rauhem, langhaarigem Pelz, grünlichgrau, am Kopf und auf dem Rücken dunkler, an den Beinen und der Schwanzquaste schwarz. Er lebt in Nordafrika und Westasien, besonders in Rohrdickichten, ist sehr furchtsam, mißtrauisch und listig, streift am Tag weit umher und erbeutet kleinere Säugetiere, Geflügel, Reptilien, Würmer etc. Er plündert die Hühner- und Taubenställe, mordet viel mehr, als er verzehren kann, und[730] saugt von Säugetieren und Vögeln nur das Blut, frißt aber auch Eier. Schon den Alten war seine Giftfestigkeit gegen den Biß der Kobra bekannt. Das Weibchen wirft in tiefen Bauen 2–4 Junge. Auf den Denkmälern der alten Ägypter findet er sich häufig dargestellt. Man glaubte, daß er die Eier der Krokodile aufsuche und fresse, daß er schlafenden Krokodilen in den offenen Rachen schlüpfe und sie so töte. Heutzutage wird er in Ägypten als Mäuse- und Rattenvertilger im Haus gehalten. Der Mungos (H. pallidus Cur.), 50 cm lang, mit fast ebenso langem Schwanz, blaßgrau, silberfarben, am Kopf und an den Gliedern dunkler, an den Beinen schwärzlich, lebt in Ostindien und gilt als der heftigste Feind der Brillenschlange, die er gern frißt. Er ist gegen ihr Gift und auch gegen das der westindischen Lanzenschlange unempfindlich. Man hält ihn in den Häusern als Mäuse-, Ratten-, Schlangen- und Skorpionenjäger. Er ist zur Vertilgung der Ratten nach Westindien verpflanzt worden, erwies sich aber nach Vertilgung der Ratten schädlicher als diese. Er gebärdet sich ganz wie ein Haustier. Der Melon (Meloncillo, H. Widdringtonii Gray), 1 m lang, mit 50 cm langem Schwanz, dunkelgrau, heller gesprenkelt, an Nase, Füßen und Schwanzende schwarz, am Vorderhals und Unterleib fast nackt, bewohnt als einzige europäische Manguste Rohrwaldungen und Grasebenen in Estremadura und Andalusien. Der Meloncillo wird seiner Schwanzhaare halber, die man zu Pinseln benutzt, gejagt, aber erst 1842 wurde das Tier durch Gray der Wissenschaft bekannt.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 730-731.
Lizenz:
Faksimiles:
730 | 731
Kategorien: