[113] Italische Sprachen, eine der Hauptfamilien des indogermanischen Sprachstammes (s. Indogermanen). Die italischen Sprachen wurden in der ältesten Periode der römischen Geschichte vornehmlich in Mittelitalien gesprochen, während in Oberitalien keltische, ligurische und venetische, in Unteritalien griechisch und messapisch redende Bevölkerungen saßen, und waren auch in Mittelitalien durch die benachbarten, damals noch mächtigen Etrusker eingeschränkt, deren Sprache keine indogermanische ist. Das Italische zerfiel von Anfang an in zwei Hauptzweige: den lateinischen und den nur aus alten Inschriften bekannten umbrisch-oskischen. Der letztere Zweig, zu dem auch noch das Volskische, Sabinische, Marsische, Picentinische, Pälignische, Vestinische und andre Mundarten gehörten, unterschied sich von dem erstern z. B. dadurch, daß er p hat, wo die Römer qu sprachen (pis = lateinisch quis), durch die Bildung des Infinitivs, des Futurums u. a. In vielem sind die oskisch-umbrischen Dialekte altertümlicher als das Latein. Das Oskische war die Sprache der Samniter, denen die Römer das Zepter der Herrschaft über Italien nach langen und wechselvollen Kämpfen entrissen; seitdem kam es allmählich außer Gebrauch und erhielt sich nur in einigen der südlichen Provinzen noch bis in das 1. Jahrh. n. Chr. hinein. Ebenso wurden die andern Dialekte dieses Zweiges völlig verdrängt durch das Latein, das, anfangs auf eine kleine Landschaft in Mittelitalien beschränkt, durch das siegreiche Vordringen der Römer sich nicht nur über ganz Italien ausbreitete, sondern auch während der römischen Kaiserzeit in fast allen den Römern unterworfenen Provinzen die herrschende Sprache wurde und daher die Grundlage der romanischen Sprachen der Neuzeit bildet. Vgl. Deecke, Die italischen Sprachen (in Gröbers »Grundriß der romanischen Philologie«, Bd. 1, Straßb. 1888); R. v. Planta, Grammatik der oskisch-umbrischen Dialekte (das. 189297, 2 Bde.); Conway, The Italic dialects (Cambridge 1897, 2 Bde.); C. D. Buck, A grammar of Oscan and Umbrian (Bost. 1904).
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