Ithăka

[114] Ithăka, 1) (neugriech. Itháki, Thiaki) eine der Ionischen Inseln, nordöstlich von Kephallinia, zum Nomos Kephallinia gehörig, mit 93 qkm Areal und (1896) 11,409 Einw., berühmt als das Vaterland des sagenhaften Königs Odysseus. I. besteht aus zwei durch einen niedrigen Sattel verbundenen kahlen Bergstöcken aus Kalk, deren nördlicher, vielleicht das Neriton der »Odyssee«, bis 808 m ansteigt. Schifffahrt, Ausfuhr jener Produkte, Fischerei (auch von Schwämmen und Korallen) und Ziegenzucht bilden die Beschäftigung der Bewohner, die, weil Seeräuber die Insel im Mittelalter entvölkert hatten, erst von den Venezianern wieder angesiedelt wurden. Die steil abfallende Insel ist vorwiegend unfruchtbarer Fels. Am besten besiedelt und mit Weinreben und Oliven angebaut ist das Hügelland im N. Auf der Ostseite dringt der Golf von Molo weit ins Land ein, an. ihm liegt die Hauptstadt Vathy oder Ithaki (s. d.). Über die topographischen Angaben Homers herrscht große Meinungsverschiedenheit. Manche glauben, daß der Dichter der »Odyssee« überhaupt nicht nach eignen Beobachtungen geschildert, sondern sich nach Hörensagen ein Phantasiegebilde von der Insel gemacht habe; dagegen erkennen W. M. Leake, Partsch, Hugo Michael, der ithakesische Apotheker Paulatos, W. Gwathmey Manly (Columbia, Mo.) Menge u. a. die Homerischen Örtlichkeiten hier wieder, während W. Dörpfeld, Paul Cauer und Engelb. Drerup vermuten, das Ithaka Homers sei in Leukas zu suchen. Vgl. Gell, Geography and antiquities of I. (Lond. 1807); Schliemann, I., der Peloponnes und Troja (Leipz. 1869); v. Warsberg, Ithaka (Wien 1887); Hercher, Homerische Aufsätze (Berl. 1881); Partsch, Kephallenia und I. (Ergänzungsheft zu »Petermanns Mitteilungen«, Gotha 1890); Menge, I. nach eigner Anschauung geschildert (2. Aufl., Gütersl. 1903); Michael, Das homerische und das heutige I. (Jauer 1902); Goeßler, Leukas-Ithaka, die Heimat des Odysseus (Stuttg. 1904). – 2) Alte Stadt auf der genannten Insel, angeblich Residenz des Odysseus, an der Westküste, an der heutigen Bucht von Polis gelegen. Die dort gemachten Funde reichen vom 7. vorchristlichen Jahrhundert bis in die römische Kaiserzeit.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 114.
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