Kapnist

[599] Kapnist, 1) Waßilij Waßiljewitsch, russ. Dichter, geb. 1757 auf dem väterlichen Landgut Obuchowka (Gouv. Poltawa), gest. daselbst 9. Nov. (28. Okt.) 1824, stammte aus einer ursprünglich venezianischen Grafenfamilie (Capnissi), schlug 1771 die militärische Laufbahn ein, nahm 1780 seinen Abschied und starb als Staatsrat und Mitglied der russischen Akademie. K. war ein Freund des Lyrikers Dershawin, in dessen Art er auch zahlreiche Oden, Satiren und Epigramme dichtete (Petersb. 1796, neue Aufl. 1849). Bei weitem größere Bedeutung hat seine (in Alexandrinern geschriebene) Komödie »Jabeda« (»Die Kabalen«, 1798; neue Ausgabe von Suworin, 3. Aufl., Petersb. 1890), eine beißende Satire auf die alte russische Justiz, welche die heftigste Erbitterung der Beamten hervorrief und lange nicht auf der Bühne erscheinen durfte; erst Kaiser Paul gestattete deren Ausführung und spendete ihr selbst Beifall. Einzelne Typen und Stellen aus dem Lustspiel sind sprichwörtlich geworden. K. lieferte auch Übersetzungen aus Horaz und Molière.

2) Dmitri Alexejewitsch, Graf, gest. im Juli 1904 in Jalta, studierte in Moskau, trat auf kurze Zeit ins Ministerium des Innern, dann in das des Äußern. Er war unter anderm Sekretär des Botschafters Ignatjew in Konstantinopel und wurde 1876 als Rat ins Ministerium berufen. Als Autorität in den Orientangelegenheiten, trat er 1891 an die Spitze des asiatischen Departements. 1897 legte er das Amt nieder, blieb aber Senator und Ehrenvormund.

3) Peter Alexejewitsch, Graf, russ. Diplomat, geb. 1839 in Poltawa, gest. 2. Dez. 1904 in Wien, war bei den Gesandtschaften in Rom und Paris tätig. 1884–92 außerordentlicher Gesandter und bevollmächtigter Minister im Haag, wurde darauf zum Senator ernannt und war seit Mai 1895 Botschafter in Wien. 1884–85 vertrat er Rußland auf der Berliner [599] Kongokonferenz. Sein Werk ist das Zusammengehen Österreichs und Rußlands in der Balkanfrage (Mürzsteger Punktationen). Kapuists Nachfolger wurde im Januar 1905 Fürst Urussow, vorher in Rom.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 599-600.
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