Klippschliefer

[145] Klippschliefer (Klippdachse, Platthufer, Lamnungia), Ordnung der Säugetiere, vereinigt bis zu einem gewissen Grade die Charaktere der Nagetiere und der Dickhäuter. Der Körper ist klein, zierlich, mit dichtem Pelz bedeckt, der Kopf verhältnismäßig groß und plump, die Schnauze kurz, die Oberlippe gespalten, der Hals kurz, gedrungen, der Schwanz äußerst kurz. Die Beine sind mittelhoch, ziemlich schwach, die Vorderfüße haben vier, die Hinterfüße drei bis an die Endglieder durch Haut verbundene und mit flachen Hufen bekleidete Zehen; nur die hintere Innenzehe steht frei und hat eine Kralle. Im Gebiß, das dem der Nagetiere ähnelt, fehlen die Eckzähne. Die Ordnung enthält nur eine Gattung Schliefer (Daman, Hyrax Herm., Procavia Thomas, s. Tafel »Äthiopische Fauna«, Fig. 18), deren 14 Arten sich in wilden, steinigen Gegenden (daher Klippschliefer, Klippdachs) am Kap der Guten Hoffnung, an der Ostküste Afrikas bis zum Roten Meer, in Arabien und Syrien finden. Sie nähren sich von Pflanzen und werden des Fleisches halber gejagt. Der kapsche Schliefer (Daman, H. capensis Schreb.) hat die Größe eines Kaninchens, ist gelblich braungrau und liefert das Hyraceum (Dachsharn, Dasjespiß, Dassenpiß, Dassipis), das als Surrogat des Bibergeils empfohlen worden ist und wahrscheinlich aus dem mit Harn gemischten Kot des Tieres besteht. Die in Syrien lebende Art (H. syriacus Schreb.) ist vielleicht der Saphan der Bibel, welches Wort Luther mit Kaninchen übersetzte. In Abessinien verschmähen Christen und Mohammedaner das Fleisch des Klippschliefers, das nach Moses von den Juden nicht gegessen werden durfte. Die Beduinen des Steinigen Arabien schätzen dagegen das Fleisch sehr hoch. Vgl. Brandt, Über die Gattung der K. (Petersb. 1869).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 145.
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