[263] Kollagēn (leimgebende Substanz), die Grundsubstanz der Gewebe, die für den Organismus der Wirbeltiere im allgemeinen das Gerüst bilden, also der knöchernen, knorpeligen und häutigen Teile des innern Skeletts, ferner der Haut und Schleimhäute, der Röhrenwände aller Kanäle, der Sehnen, Bänder, Kapseln, Bindegewebsscheiden etc. Sie bilden der Ausdehnung und Menge nach den beträchtlichsten Teil des Wirbeltierkörpers, während sie bei den Wirbellosen meist durch Chitin, Zellulose oder Spongin ersetzt werden. Die leimgebenden Materien bestehen aus Kohlenstoff, Wasserstoff, Sauerstoff, Stickstoff und Schwefel, wie die Eiweißkörper; sie sind unlöslich in kaltem Wasser, verwandeln sich aber beim anhaltenden Kochen mit Wasser mehr oder weniger leicht in Glutin, Leim (daher der Name), während eingelagerte gelbe oder elastische Fasern und zellige Elemente ungelöst bleiben. Die Leimbildung ist als hydrolytische Spaltung des Kollagens aufzufassen. Man unterscheidet das K. des gewöhnlichen Bindegewebes, das in Pepsinsalzsäure sehr leicht, in Trypsin dagegen nicht löslich ist. Der aus den Kollagenfibrillen entstandene Leim ist in Pepsin und Trypsin gut löslich. Das K. der Sehnen verhält sich ähnlich, doch zeigen sich erhebliche Unterschiede in dem Grade der Verdaulichkeit zwischen den verschiedenen Tierarten. Die Grundsubstanz des Knorpels hielt man früher für einen einheitlichen Körper (Chondrogen), der sich beim Kochen in Chondrin (Knorpelleim) verwandeln sollte. Das Chondrogen ist aber ein Gemenge von K. mit Chondromukoid, Chondroitinschwefelsäure und einem Albumoid. Beim Kochen mit Wasser unter Druck entstehen Glutin, Mukoid und Chondroitinschwefelsäure. Letztere verhindert die Fällung durch Tannin, das Glutinlösung fällt. Knorpelleim ist eine lösliche Verbindung von Glutin mit chondroitinschwefelsaurem Alkali. Das K. der entkalkten Knochen (Ossein) wird von Pepsin so leicht gelöst wie andres K., doch wird es auch bei Gegenwart der Kalksalze der Knochen von den Verdauungsorganen des Hundes zum großen Teil verdaut. Die organische Grundsubstanz der Fischschuppen besteht aus K. und einem Albumoid (Ichthylepidin); ihr K. wird sehr leicht in Glutin verwandelt. Die leimgebenden Materien sind von Bedeutung für die Ernährung: das Fleisch unsrer Haussäugetiere enthält davon durchschnittlich 1/33, das Kalbfleisch sogar 1/20 seines Gewichts, und wenn dieselben auch schwerer verdaulich sind als Eiweiß, so unterliegen sie doch zum Teil einer Umwandlung und müssen als Nahrungsstoffe betrachtet werden. In der Technik benutzt man die leimgebenden Materien zur Darstellung von Leim; auf ihrer Verbindungsfähigkeit mit Gerbsäure zu einer schwer verweslichen Substanz beruht die Gerberei, während die Abfälle auf kohlensaures Ammoniak verarbeitet und zu Dünger benutzt werden.