Pepsīn

[574] Pepsīn, fermentartig wirkende Substanz, die von den Labdrüsen der Magenschleimhaut abgesondert wird und bei Anwesenheit von etwas Salzsäure eiweißartige Körper und leimgebende Gewebe nicht nur auflöst, sondern auch in Albumosen und Peptone spaltet. Getrocknetes P. bildet ein amorphes, fast weißes, wenig hygroskopisches Pulver von eigentümlichem, brotartigem Geruch und süßlichem, hinterher etwas bitterlichem Geschmack, ist schwer in Wasser, leicht in verdünnter Säure löslich, verdaut bei Gegenwart von Salzsäure 4000 Teile geronnenes Eiereiweiß in 5–6 Stunden und verliert seine Wirksamkeit durch Erhitzen auf 65°. Zur Darstellung schabt man sorgfältig gereinigten Schweine-, Lämmer- oder Kälbermagen auf der innern Seite mit einem Knochenmesser, mischt 100 Teile des so erhaltenen Schleims mit 50 T. Glyzerin und 50 T. Wasser, gießt 1000 T. Weißwein und 5 T. Salzsäure zu und filtriert nach drei Tagen. Nach dem deutschen Arzneibuch läßt man zur Bereitung von Pepsinwein (Vinum Pepsini, Pepsinessenz) 24 Teile P. mit 20 T. Glyzerin, 3 T. Salzsäure und 20 T. Wasser 24 Stunden stehen und setzt 92 T. weißen Sirup, 2 T. Pomeranzentinktur und so viel Xereswein zu, daß das Gesamtgewicht 1000 T. beträgt. Auch in Form von Pastillen, Pulver etc. kommt P. in den Handel. Diese Präparate werden bei Verdauungsstörungen angewendet und können wirksam sein, wenn sie unverändertes P. enthalten, und wenn im Magensaft P. fehlt.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 574.
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