Kunstgewerbeschulen

[815] Kunstgewerbeschulen, Unterrichtsanstalten, die seit der vom Staat und von Privaten systematisch in Angriff genommenen Hebung des Kunstgewerbes in Österreich und Deutschland begründet worden sind und durch staatliche und kommunale Mittel erhalten werden. Man unterscheidet K. im eigentlichen Sinne und kunstgewerbliche Fachschulen, in denen nur spezielle Fächer des Kunstgewerbes kultiviert werden. Bei beiden Gattungen von K. erfolgt der Unterricht gewöhnlich in zwei Stufen. Als unerläßliche Grundlage wird überall der Zeichenunterricht anerkannt. In den Vorbereitungsklassen werden Ornamentzeichnen, Gipszeichnen, architektonisches Zeichnen und, je nach den Zielen der Anstalt, auch Aktzeichnen, Projektionslehre, Anatomie, Stillehre, Naturstudien u. dgl. getrieben. In den Fachklassen werden praktische Übungen in den verschiedenen Zweigen des Kunstgewerbes veranstaltet, die sich in den kunstgewerblichen Fachschulen auf ein Spezialfach beschränken. Deutschland besitzt K. mit ausgedehntem Unterricht in Aachen, Barmen, Berlin[815] (die des Kunstgewerbemuseums und die Kunstschule), Breslau, Dresden, Düsseldorf, Frankfurt a. M., Hamburg, Kaiserslautern, Karlsruhe, Kassel, Leipzig, Magdeburg, Mainz, München, Nürnberg, Straßburg i. E., Stuttgart; kunstgewerbliche Fachschulen in Aachen (Webschule), Berlin (für Juweliere, Gold- und Silberschmiede), Berchtesgaden (Schnitzerei), Bunzlau (Keramik), Bürgel (Kunsttöpferei), Chemnitz (Webschule), Einbeck (Webschule), Empfertshausen bei Eisenach (Kunstschnitzerei), Erbach (Elfenbeinschnitzerei), Flensburg (Kunsttischlerei und Bildschnitzerei), Hanau (Edelmetallindustrie und Kunststickerei), Höhr (Kunsttöpferei), Iserlohn (Metallindustrie), Krefeld (Webschule), Mülheim a. Rh. (Webschule), Oberammergau (Schnitzschule), Partenkirchen (Schnitzschule), Pforzheim (Metallindustrie), Plauen (Musterzeichnen), Remscheid (Kleineisen- und Stahlwarenindustrie), Schneeberg (Spitzenklöppelei) u. a. Die vornehmsten K. in Österreich sind die des Österreichischen Museums in Wien, die in Pest und Prag. Vgl. »Kunsthandbuch für Deutschland« (6. Aufl., Berl. 1904); »Handbuch der Kunstpflege in Österreich« (3. Aufl., Wien 1902). Über die geschichtliche Entwickelung der K. s. Kunstgewerbe.

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Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 815-816.
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