Latour d'Auvergne

[228] Latour d'Auvergne (spr. lătūr dowärnj'), eins der berühmtesten franz. Adelsgeschlechter, so genannt nach einem Städtchen im Depart. Puy-de-Dôme, dessen beglaubigte Geschichte mit Bertrand I. de L. im Anfang des 13. Jahrh. beginnt. Agne III. de L. heiratete Anna von Beaufort, die Erbin Pierres von Beaufort, Vicomtes von Turenne, und hinterließ 1489 zwei Sohne: Antoine, den Stammvater der Vicomtes von Turenne (s. d.), Herzoge von Bouillon, Albret und Château-Thierry, und Antoine Raymond, den Stammvater der Seigneurs von Murat und Quaires, Grafen von Apchier, Herzoge von L. Von einem Bastard des Geschlechts stammte Théophile Malo Corret de L., »der erste Grenadier Frankreichs«, ab, der, geb. 23. Nov. 1743 in Carhaix, gest. 27. Juni 1800, in das Regiment der schwarzen Musketiere eintrat, sich 1782 bei der Belagerung von Mahon auszeichnete, 1784 Kapitän wurde, als solcher in der Revolutionsarmee diente und, 1795 verabschiedet, 1799 wieder als gemeiner Soldat eintrat und bei Oberhausen an der Donau fiel. Napoleon hatte ihm den Ehrentitel »premier grenadier des armées de la République« gegeben und befohlen, daß sein Name stets auf den Listen bleibe. 1841 wurde ihm in Carhaix ein Denkmal errichtet. Seine Gebeine wurden, mit Genehmigung der bayrischen Regierung, 1889 unter militärischen Feierlichkeiten nach Paris gebracht und 4. Aug. daselbst im Panthéon beigesetzt. Auch schrieb er: »Recherches sur la langue, l'origine et les antiquités [228] des Bretons« (Bayonne 1792, 2. Aufl. 1801) u.a. Vgl. Simond, Le capitaine de L. (2. Aufl., Par. 1899). – Das Geschlecht erlosch mit dem Tode des Herzogs Maurice, geb. 1809, gest. im Februar 1896 in Clermont-Ferrand. Vgl. Burin des Roziers, La baronie de la Tour d'Auvergne (Clermont-Ferrand 1892).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 228-229.
Lizenz:
Faksimiles:
228 | 229
Kategorien: