[258] Lautenschläger, Karl, Bühnentechniker, geb. 11. April 1843 in Bessungen bei Darmstadt, wurde schon als Knabe durch seinen Stiefvater, den Schauspieler und Szenerieinspektor Bornuth am Hoftheater in Darmstadt, in das Theaterleben eingeführt und betrat in Kinderrollen die Bühne. Da die Eltern aber seinem Wunsche, sich ganz der schauspielerischen Laufbahn zu widmen, entgegen waren, trat er bei dem Theatermeister Karl Brandt in die Lehre und bildete sich zugleich als Ingenieur aus. Er machte so schnelle Fortschritte, daß er schon 1863 einen Ruf als Theatermeister an das Theater in Riga erhielt. Nach zwei Jahren siedelte er an das Hoftheater in Stuttgart über, wo er bis 1880 eine sehr erfolgreiche Tätigkeit, besonders in der Einrichtung von Opern und Balletten, entfaltete. Dann folgte er einer Berufung an das Hoftheater in München, und hier fand er erst den geeigneten Schauplatz für die volle Entwickelung seiner Kräfte. Neben den glänzenden Einrichtungen der Wagnerschen Opern sind besonders zwei seiner Erfindungen für die Entwickelung der modernen Theatertechnik von Bedeutung: die Shakespearebühne (1889) und die Drehbühne (1896). Auch hat er die Elektrotechnik zuerst in weitem Umfange in den Dienst des Bühnenbetriebs gestellt. 1902 trat er von seiner Stellung zurück. Näheres s. im Textblatt zur Tafel »Theaterbau I-III«. Er gab heraus: »Beschreibung einer Bühneneinrichtung mit drehbarem Bühnen podium und mit elektrischem Betriebe aller Maschinen« (Münch. 1894).