Leimstoffe

[372] Leimstoffe, die durch Kochen der leimgebenden Materien (Kollagene und Chondrogene) mit Wasser erhaltenen Substanzen, der gewöhnliche Leim (Glutin) und der Knorpel leim (Chondrin), welch letzterer aus einer lockern Verbindung von chondroitinschwefelsaurem Alkali mit Glutin besteht. Die L. sind ärmer an Kohlenstoff, aber reicher an Stickstoff und Sauerstoff als Eiweißkörper, von denen sie sich auch durch gewisse Reaktionen unterscheiden (vgl. Leim). Sie werden im Organismus auch in großen Gaben leicht resorbiert und sehr schnell bis zu Harnstoff und Kohlensäure gespalten und oxydiert. Dadurch wird im Körper in sehr beträchtlichem Umfange das Eiweiß und in erheblichem Grad auch das Fett vor der Zersetzung geschützt. Die eiweißsparende Wirkung des Leimes ist größer, die fettsparende kleiner als die gleicher Mengen von Kohlehydraten und Fett. Die L. haben deshalb große Bedeutung für die Ernährung, besonders auch in fieberhaften Krankheiten, um dem gesteigerten Eiweißzerfall einigermaßen entgegenzuwirken. In größern Mengen sind L. ihres faden Geschmackes halber, und weil sie beim Erkalten eine steife Gallerte bilden, als Nahrungsstoffe nicht anwendbar, zumal sie auch leicht Durchfall herbeiführen.[372]

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 372-373.
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