Málaga [2]

[153] Málaga, Hauptstadt der gleichnamigen span. Provinz (s. oben), wichtige Handels- und Hafenstadt, liegt malerisch an einer Bai des Mittelländischen Meeres, in die hier der Guadalmedina mündet, am Fuße einer steilen Anhöhe (142 m) und an der Eisenbahnlinie M.-Cordoba. Das Klima ist infolge der gegen die Nordwinde geschützten Lage mild (mittlere Wintertemperatur 14°), doch sind die Gesundheitsverhältnisse ungünstig. Die Stadt ist uneben und im ältern Teil unregelmäßig gebaut, während die neuern Teile sich durch gerade, breite Straßen und moderne Gebäude kennzeichnen. Die schönsten Plätze und Straßen sind der Domplatz, das Zentrum der Stadt, die Plaza de la Constitucion mit schönem Brunnen, die Plaza de Riego mit dem Denkmal des 1831 mit 49 Anhängern erschossenen Generals Torrijo, der mit einem Marmorbrunnen und dem Denkmal des Marqués de Larios (seit 1897) geschmückte Paseo de la Alameda und die in diesen mündende Calle del Marqués de Larios. Unter den wenigen öffentlichen, bemerkenswerten Gebäuden ist das bedeutendste die im Renaissancestil 1538–1719 erbaute, dreischiffige Kathedrale mit zahlreichen Kunstwerken und einem 86 m hohen Glockenturm. Daneben ist der Bischofspalast und das große Zollhaus zu erwähnen. Die auf der genannten Anhöhe gelegene maurische Feste, 1279 erbaut, zerfällt in das untere Kastell, die jetzt verfallene Alcazaba, und das obere, Gibralfaro, das noch jetzt als Fort dient, und von dessen Wällen aus man eine reizende Aussicht genießt. Unterhalb der Anhöhe führt die Avenida de Pries nach dem schönen englischen Friedhof, woselbst das Villenviertel Caleta mit prachtvollen Gärten beginnt. Die Stadt zählt (1900) 130,109 Einw. Die Industrie hat in M. einen bedeutenden Aufschwung genommen und umfaßt mehrere große Eisengießereien und Maschinenfabriken, Baumwollspinnereien und -Webereien, Faßbindereien, Fabriken für Chemikalien, Seife, Zündwaren, Spiritus, Essig, Öl und Tonwaren, Rohrzuckerfabriken und Zuckerraffinerien etc. Der in neuester Zeit wesentlich verbesserte Hafen von M. wird durch zwei mit Leuchttürmen und Batterien versehene Molen gegen Stürme geschützt. Ein gemauerter Kai zur Nutzbarmachung des seichten Ufers und die Ableitung des zur Versandung des Hafens beitragenden Guadalmedina befinden sich im Bau. 1902 sind im Hafen von M. im Verkehr mit dem Ausland 1154 Schiffe von 921,565 Ton. ein- und 1044 Schiffe von 881,965 T. ausgelaufen. Die Einfuhr vom Auslande hatte einen Wert von 27,1, die Ausfuhr einen solchen von 60,2 Mill. Pesetas. Die wichtigsten Artikel waren in der Einfuhr: Baumwolle, Faßdauben und Bretter, Stockfisch, Maschinen, Eisenwaren und Kohlen; in der Ausfuhr: Blei, Rosinen, Wein, Olivenöl, Mandeln und Limonen. Hierzu kommt noch der Verkehr mit den spanischen Häfen, der 1902 einen Einlauf von 1056 Schiffen mit 876,530 Ton. und einen Auslauf von 1149 Schiffen mit 718,931 T. ergab. Der inländische Warenverkehr belief sich in der Einfuhr auf 36,6 (hauptsächlich Wollwaren, Weizenmehl, Reis, Papier, Schuhwaren und Zucker), in der Ausfuhr auf 19,7 Mill. Pesetas (Zucker, Olivenöl, Eisenwaren etc.). An Unterrichtsanstalten besitzt M. ein Instituto, je ein Priester- und Lehrerseminar, eine nautische Schule; ferner gibt es hier 3 Theater (darunter das Cervantestheater für 2500 Zuschauer), einen Stiergefechtszirkus (11,000 Personen fassend), ein Zivil- und Militärspital, ein Asyl für alte Seeleute und ein Waisenhaus. M. ist Sitz des Gouverneurs, eines Bischofs, eines Handelsgerichts, einer Handelskammer und vieler auswärtiger Konsulate, darunter auch eines deutschen. Stadt und Provinz haben Ende Dezember 1884 durch das Erdbeben sehr gelitten. – Die Stadt M., im Altertum Malaca (phönikisch Malch, d. h. Saline), wurde von den Phönikern gegründet und ging dann in den Besitz der Karthager, endlich der Römer, Goten und Araber über. In den ersten drei Jahrhunderten der Maurenherrschaft in Spanien war M. den Kalifen von Cordoba unterworfen; kam dann in die Hände verschiedener kleiner Fürsten, bis es im Anfang des 14. Jahrh. mit dem Königreich Granada vereinigt wurde. 1487 wurde es durch Ferdinand und Isabella den Mauren nach einer hartnäckigen Belagerung abgenommen. Die spätere Geschichte der Stadt ist ziemlich bedeutungslos. In den Parteikämpfen zwischen Carlisten und Cristinos wurden 1831 hier 49 Anhänger der liberalen Partei erschossen. Daran erinnert ein Obelisk auf der Plaza de Riego (s. oben).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 153.
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