Marshall [2]

[358] Marshall (spr. mārschēl), 1) William Calder, engl. Bildhauer, geb. 1813 in Edinburg, gest. 17. Juni 1894 in London, bildete sich bei Chantrey und Baily in London und gründete dort 1839 ein Atelier, aus dem zahlreiche Idealgestalten und Porträtfiguren für öffentliche Denkmäler hervorgegangen sind. Von erstern sind der zerbrochene Krug (1842), Rebekka (1843), das erste Flüstern der Liebe (1845), eine ruhende Tänzerin (1846), Zephyr und Aurora (1849), Paul und Virginie, die Statue des Pygmalion, der verlorne Sohn (1877) und das Gelübde an Pan (1878) die hervorragendsten. Für St. Stephen's Hall im Parlamentsgebäude schuf er die Marmorstatuen des Lord Clarendon und des Lord Somer, für die Westminsterabtei das Denkmal des Dichters Campbell, für die Paulskirche das des Herzogs von Wellington. Auch die sitzende Figur Jenners im Kensingtongarten ist sein Werk. Seit 1852 war er Mitglied der Königlichen Akademie.

2) Alfred, engl. Volkswirt, geb. 26. Juli 1842 in London, wurde 1868 Lecturer der Moralwissenschaften am St. Johns College in Cambridge, 1877 Vorsteher des University College in Bristol, 1883 Lecturer der Nationalökonomie am Balliol College in Oxford, 1885 Professor der politischen Ökonomie an der Universität Cambridge. Seit 1891 ist er Mitglied der Royal Commission on Labour. Er schrieb unter anderm: »The economics of industry« (gemeinsam mit seiner Frau, 2. Ausg., Lond. 1881); »Principles of economics« (Bd. 1, das. 1890; 4. Aufl. 1898; deutsch als »Handbuch der Volkswirtschaftslehre«, von Ephraim und Salz, Stuttg. 1905); »Elements of economics of industry« (Lond. 1892).

3) William, Zoolog, geb. 6. Sept. 1845 in Weimar, studierte in Göttingen und Jena, habilitierte sich 1880 als Privatdozent für Zoologie und vergleichende Anatomie in Leipzig und wurde 1885 außerordentlicher Professor. Er lieferte zahlreiche Arbeiten über Anatomie der Vögel und über niedere Tiere, besonders die Schwämme, und war namentlich auch als populärer Schriftsteller tätig. Er schrieb: »Agilardiella radiata, eine neue Tetraktinellidenform« (Berl. 1884); »Die Entdeckungsgeschichte der Süßwasserpolypen« (Leipz. 1885); »Deutschlands Vogelwelt im Wechsel der Zeiten« (Hamb. 1886); »Spaziergänge eines Naturforschers« (Leipz. 1888, 3. Aufl. 1898); »Die Tiefsee und ihr Leben« (1888); »Zoologische Vorträge« (1889; 3 Hefte: Spechte, Papageien, Ameisen); »Spongiologische Beiträge« (1892); »Neu eröffnetes, wundersames Arzeneikästlein« (1894); »Der Bau der Vögel« (1895); »Plaudereien und Vorträge« (4 Tle., 1895 bis 1901); »Die deutschen Meere und ihre Bewohner« (1896); »Im Wechsel der Tage« (1897); »Katechismus der Zoologie« (1901); »Gesellige Tiere« (1901); »Charakterbilder aus der heimischen Tierwelt« (1903), alle in Leipzig erschienen; »Die Tiere der Erde« (Stuttg. 1904, 3 Bde.). Unter dem Pseudonym Philopsyllus schrieb er die literarisch-naturhistorische Monographie: »Der Floh« (Weim. 1880). Von Brehms »Tierleben« bearbeitete er für die 3. Auflage die niedern Tiere (Bd. 10), außerdem für den Verlag des Bibliographischen Instituts den »Bilderatlas zur Zoologie« in 4 Teilen (1897–98). Auch schrieb er den Text zu Kleinschmidts »Raubvögel Mitteleuropas« (Braunschw. 1902) und war eine Zeitlang Mitherausgeber der Monatsschrift »Deutscher Tierfreund« (Leipz. 1899–1902). Außerdem übersetzte M. Werke von GaudryVorfahren der Säugetiere«, 1891), JourdanSinne und Sinnesorgane der niedern Tiere«, 1891), Trouessart (»Geographische Verbreitung der Tiere«, 1892), Kerville (»Leuchtende Tiere und Pflanzen«, 1893), Garner (»Sprache der Affen«, 1900), Girod (»Tierstaaten«, 1901), Houssay (»Tiere als Arbeiter«, 1901), Candèze (»Herrn Grillens Taten und Fahrten zu Wasser und zu Land« und »Die Talsperre«, 1901).

4) James Frank, Schachmeister, geb. 10. Aug. 1877 in Brooklyn, wurde 1900 in Paris und in den folgenden drei Jahren noch mehrfach Preisträger in großen Turnieren. 1904 gelangte er in Cambridge Springs (Nordamerika) an die erste Stelle, den Weltmeister E. Lasker hinter sich lassend und diesem somit eine Scharte zufügend. 1905 gewann er in Paris einen Wettkampf gegen D. Janowski, im Herbst d. J. dagegen verlor er einen solchen in Nürnberg gegen den deutschen Vorkämpfer S. Tarrasch (nur 1 gegen 8 Gewinnpartien). M. bevorzugt das scharfe Angriffsspiel gegenüber dem langsamen Streben nach Stellungsvorteil.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 358.
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