Nauplĭa

[468] Nauplĭa (Navplion, ital. Napoli di Romania), Hauptstadt des griech. Nomos Argolis, am Argolischen Meerbusen, auf felsiger Landzunge, über Argos mit den peloponnesischen Eisenbahnen verbunden, hat 7 Kirchen, Gymnasium, Kaserne, Arsenal, einen geräumigen und sichern Hafen und (1896) 5955 (als Gemeinde 10,907) Einw. N. ist einer der festesten und wichtigsten Seeplätze Griechenlands und Sitz des Nomarchen, eines Erzbischofs und eines Appellationsgerichts. Stadt und Hafen beherrschen die Burg Itsch-kale, einst Akropolis, und die auf einem 216 m hohen, steilen Felsen gelegene, als Gefängnis für schwere Verbrecher dienende starke, aber verfallene Zitadelle Palamidi, einst wahrscheinlich ein Heiligtum des phönikischen Palamedes, wie N. überhaupt ursprünglich eine Gründung der Phöniker war. Im übrigen hatte es im Altertum keine Bedeutung, dagegen war es im Mittelalter als wichtige, später von den Venezianern stark befestigte Küstenfestung einer der Hauptorte der Halbinsel. Nach der Eroberung Konstantinopels durch die Lateiner (1204) kam die Stadt in den Besitz der Franken, unter deren Herrschaft N. mit Argos ein besonderes Herzogtum bildete. 1383 ging es an Venedig, 1539 von diesem an die Türken über. Ersteres nahm N. zwar 1686 wieder; doch fiel es 1715 samt dem Peloponnes wieder in die Hände der Türken. Seit Oktober 1821 ward der Hafen von N. durch die Heldin Bobolina mit ihren Schiffen und von der Landseite durch Demetrios Ypsilantis gesperrt; erst im Dezember 1822 wurde die Stadt von den Türken übergeben. Am 30. April 1823 trat in N. der erste ordentliche Kongreß des hellenischen Volkes zusammen, und bis zur Übersiedelung nach Athen (1834) blieb es der Sitz der Regierung und die Residenz König Ottos.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 468.
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