Ochino

[891] Ochino (spr. okīno), Bernardino, ital. Reformator, geb. 1487 in Siena, gest. Ende 1564 zu Schladow in Mähren, trat in den Franziskanerorden und ging 1534 in den Kapuzinerorden über, dessen General er 1538 wurde. Sein sittenreines Leben, seine begeisterten Predigten erwarben ihm den Ruf eines Heiligen. Durch den Spanier Juan Valdes, der mit Karl V. in Deutschland gewesen, lernte er die Lehren der deutschen Reformation kennen, zu denen er sich 1542 in Venedig offen bekannte. Vom Papst nach Rom geladen, flüchtete er nach Genf, von da 1545 nach Basel und Augsburg, endlich 1547 über Straßburg[891] nach London, wo er, wie in seinen bisherigen Aufenthaltsorten, Prediger der italienischen evangelischen Gemeinde war. 1553 nach der Schweiz zurückgekehrt, wurde er 1555 Prediger der Lokarner Gemeinde in Zürich, erregte aber durch seine dogmatischen und ethischen Eigentümlichkeiten, besonders durch seine Opposition gegen die Trinitätslehre und seine Verteidigung der Polygamie, den Argwohn der strengen Calvinisten und wurde 1563 ausgewiesen. Er irrte nun ohne festen Wohnsitz umher und starb an der Pest. Vgl. Benrath, B. O. von Siena (2. Aufl., Braunschw. 1892). Benrath übersetzte auch des O. Gespräch: »Des Papsttums Entstehung und Fall« (Halle 1893).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 891-892.
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