Offenbach [2]

[912] Offenbach, Jacques, Komponist, geb. 21. Juni 1819 in Köln, gest. 5. Okt. 1880 in Paris, war der Sohn des jüdischen Kantors Juda Eberscht, genannt Offenbach, bildete sich am Pariser Konservatorium zum Cellisten (unter Norblin) aus und trat als solcher in das Orchester der Komischen Oper ein. 1849 wurde er Kapellmeister des Théâtre-Français, folgte aber 1855 dem Beispiele Hervés (s. d.), indem er ein eignes kleines Theater, Bouffes-Parisiens, eröffnete, auf dem er seine diejenigen Hervés bald aus dem Feld schlagenden Operetten zur Ausführung brachte. Er selbst führte die Direktion bis 1866 u. von neuem 1872–76, machte auch wiederholt Ausflüge mit seiner Truppe in Provinzialstädte, ja nach England und Deutschland. Mehr und mehr wurden Offenbachs Operetten zu getreuen Spiegelbildern der Moral der Pariser des zweiten Kaiserreichs, und die Popularität, die seine von bedeutendem Talent inspirierten frivolen Melodien erlangten, wurden in hohem Grade geschmackverderbend. Die berühmtesten seiner über 100 Operetten sind: »Die Verlobung bei der Laterne« (1857), »Orpheus in der Unterwelt« (1858), »Die schöne Helena« (1864), »Blaubart« (1866), »Pariser Leben« (1866), »Die Großherzogin von Gerolstein« (1867). Sein letztes Bühnenwerk: »Hoffmanns Erzählungen«, erlangte eine traurige Berühmtheit durch die Katastrophe[912] des Ringtheaterbrandes gelegentlich der Erstaufführung in Wien. Vgl. Martinet, O., sa vie et son œuvre (2. Aufl., Par. 1887).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 912-913.
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